Kann das Theater unsere Demokratie retten, Kay Voges? Der Kölner Schauspiel-Intendant im Talk
Shownotes
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00:00:00: Also vielleicht kann man genauso radikal sein wie mit vierzehn, fünfzehn, aber weniger kleingeistig, sondern mit radikaler Lust auf Komplexität.
00:00:23: Herzlich willkommen zu Talk mit Kar, dem Podcast des Kölner Stadtanzeiger, der nur eine Regel hat.
00:00:30: Wir laden interessante Menschen aus Köln ein.
00:00:33: Heute begrüßen wir Kai Foges, den neuen Intendanten des Schauspiel Köln.
00:00:37: Er ist Regisseur, Theatermacher und ein Visionär, der sagt, Theater kann nicht nur Kunst, sondern auch Recherche, Experiment und Widerstand sein.
00:00:46: Und ich freue mich sehr, dass ich diesem Podcast heute zusammen mit meiner besseren Talk mit Karl Moderationshälfte Anne Burgmann moderiere.
00:00:52: Hallo Anne.
00:00:53: Hallo
00:00:53: Sarah, ich freue mich auch sehr.
00:00:55: Ich würde sagen, wir begrüßen jetzt gemeinsam unseren Gast.
00:00:57: Herzlich willkommen in unsere kleine Podcast-Hütte, Herr Vogels.
00:01:01: Ja, ich freue mich, dass ich eingeladen wurde.
00:01:03: Schön, dass Sie da sind.
00:01:04: Wir freuen uns sehr, dass Sie, wir nehmen hier am Montag auf, dem ... ... die Zweiundzwanzig.
00:01:09: Zweiundzwanzig ist eine Entschuldigung.
00:01:11: Also wenige Tage vor Ihrem ersten wirklich großen Premieren, Wochenende.
00:01:15: Das freut uns umso mehr, dass Sie die Zeit gefunden haben, hier zu uns zu kommen.
00:01:19: Das ist wirklich toll.
00:01:21: Wir haben viel zu besprechen.
00:01:22: Zum einen sind die Kölnerinnen und Kölner natürlich neugierig auf ihren neuen Schauspielenthindernten und wollen wissen, was ist das für ein Typ, wo kommt der her, was hat ihn geprägt, wie tickt der.
00:01:31: Wir wollen also mit ihnen über Leben, Werk und Wirkung sprechen, aber natürlich auch über ihre Arbeit, ihre Pläne für Köln.
00:01:37: Und wir wollen sprechen über das Verhältnis von Theater und Journalismus.
00:01:40: Das interessiert uns natürlich ganz besonders über ihre Idee der Kölner Thesen und über ihre jetzt anstehende Schauspielprämiere, Imagine.
00:01:49: Und vielleicht auch dann noch ein bisschen, wenn wir die Zeit haben, ich weiß nicht, wie viel Sie mitgebracht haben, darüber, was Theater in einer Zeit von Fake News-Spaltung und Demokratie-Krise leisten kann.
00:01:58: Vielleicht starten wir aber mal ganz profan.
00:02:01: Die Kölnerinnen und Kölner lieben es ja, immer zu hören, wie findet man es eigentlich so in ihrer Stadt, wenn man da neu reinkommt.
00:02:08: Jetzt sind sie nicht ganz neu, weil sie haben immer wieder auch in Köln gelebt, werden wir auch darüber sprechen.
00:02:12: Aber trotzdem die Frage, wie gefällt es Ihnen jetzt in Köln neu, wo sie jetzt gerade aus Wien hierhin gezogen sind?
00:02:19: Ich bin jeden Morgen glücklich, wenn ich aufwache aus dem Fensterschaue und sehe einen kleinen Zipfel des Kölner Domes und denke jetzt bin ich hier.
00:02:29: Ich hatte diese Stadt immer auf meiner Liste der Lieblingsstätte, wo ich gerne leben wollte.
00:02:37: Ich habe hier in den Ende der Neunziger eine Zeit lang gearbeitet, auch viele Abende verbracht.
00:02:44: Also ich kenne diese Stadt, hatte hier eine Menge Freunde.
00:02:48: Und jetzt darf ich hier sein.
00:02:50: Jetzt darf ich hier leben.
00:02:51: Ich lebe im Agnesviertel.
00:02:53: Das ist ein schönes Surrounding.
00:02:56: Es gibt eine tolle Eckkneibe, wo man Menschen treffen kann.
00:02:59: Und der, der Gevattereien, der macht mich auch froh.
00:03:03: Ich bin ja ein paar Kilometer weiter im Norden groß geworden und bin dort am Rhein.
00:03:10: Im Kinderwagen entlanggeschoben worden, habe meine Söhne dort entlanggeschoben im Kinderwagen und jetzt darf ich wieder diesen Fluss sehen und das gibt mir schon ein Gefühl von zu Hause zu sein.
00:03:22: Sie haben meinem Kollegen Christian Boos aus der Kulturredaktion erzählt, dass sie, ich glaube, im Jahr ist das Tomi, das meist gehörte Lied war bei Ihnen.
00:03:32: Das finde ich schon interessant.
00:03:33: Dass Sie so eine Affinität haben, haben Sie gerade gesagt.
00:03:36: Aber wieso ist das, also, Köln so als Sehnsuchtsort?
00:03:40: Können Sie das noch ein bisschen beschreiben, wo das herkommt, woher diese offensichtlich so große Anziehungskraft kommt?
00:03:46: Ja, als freier Regisseur ... zieht man ganz schön um die Welt.
00:03:52: Da ist man immer für acht Wochen lang angestellt, dann irgendeinem Haus darf da inszenieren, dann packt man eine Koffer und fährt in die nächste Stadt.
00:03:59: Das ist also ein heimatloses Leben.
00:04:02: Wenn man dann intendant wird, was dann vor fünfzehn Jahren bei mir losging, ist man dann auf einmal in eine Stadt hineingeworfen, die nicht die Heimat ist.
00:04:11: Ich habe zehn Jahre lang in Dortmund gelebt.
00:04:14: Das war toll.
00:04:15: Dann jetzt fünf Jahre lang in Wien, viel weiter weg.
00:04:19: Und dann gibt es so diese Momente, wo man so Heimweh hat.
00:04:24: und dieses Heimweh, das kann man am besten oder kann ich am besten mit dem ein oder anderen kölschen Song sehr so trösten, weil da ist so ein bisschen die kölschische Sentimentalität und Ja, die große Geste des Herzschmerzes, die ist da drin und da weiß man, wenn man das hört und in der Fremde ist, wo man eigentlich herkommt.
00:04:55: Und ja, so war dann erst mal etwas die Musik für gegen das Heimweh.
00:05:04: Und Ende XXIII natürlich auch ... der Song für die Vorfreude, dass man hier hinkommen kann.
00:05:14: Es ist ja ganz witzig, weil so Kölsch-Songs werden von manchen ja durchaus auch verbunden, so mit Heimatümelai und dann hier in Köln natürlich Domringen, Sonnenschingen.
00:05:22: Und man würde jetzt spontan vermuten, dass man das, also das Theatermenschen, das piefig finden könnten.
00:05:28: Aber wenn ich raushöre, ist es nicht nur Tommy, sondern es ist auch noch der eine oder andere Kölsch-Song.
00:05:33: Vielleicht wollen Sie auch noch einen, zwei nennen.
00:05:35: Dann ist das bei Ihnen ja überhaupt nicht der Fall.
00:05:38: Ich finde, diese kulturelle Prägung, die diese kölschische Musik gemacht hat, wunderbar, dass über Jahrzehnte hinweg trinkt doch eine mit.
00:05:52: Heste auch kein Geld.
00:05:53: Das ist eine Geste des Miteinanders.
00:05:57: Unser Stammbaum von den Black Furs, mich rührt das und mich rührt es vor allen Dingen, Die Menschen dieser Stadt ist zum Großteil mitsingen können und es ist fast wie ein Mantra, was gesprochen wird.
00:06:12: So wollen wir miteinander umgehen und dass diese Stadt so eine freundliche Stadt ist, oftmals.
00:06:20: Ich glaube, ich habe etwas damit zu tun, dass wir uns diese Lieder vom Miteinander, vom Füreinander, vom Gleichsein, von Willkommenskultur uns permanent vorsingen und es internalisieren und sagen, vielleicht sind das nicht nur hohle Phrasen und nette Songs, sondern ist auch eine Haltung.
00:06:42: Und diese Haltung, die spüre ich und wenn ein Liedgut weitergetragen wird und zu einer humanistischen, offenen Lebenshaltung führt, was besseres kann einem nicht passieren, dafür brauchen wir gar keine Kirche.
00:06:59: Das können wir einfach aus unserem kölschen Lied gut und vielleicht sogar teilweise aus unserem Karneval herausholen.
00:07:10: Sie haben es eigentlich schon angesprochen.
00:07:11: Da schließt sich die Kölschegretchenfrage eigentlich direkt an.
00:07:15: Wie halten Sie es denn mit dem Karneval?
00:07:17: Ist das für Sie eher das Riesenbesäufnis oder die schönste Inszenierung des Jahres?
00:07:21: Ich
00:07:22: habe als Kind Karneval geliebt.
00:07:24: Ich gebe ja jetzt zu.
00:07:25: Ich komme aus Düsseldorf.
00:07:27: Wir wollten es gleich noch ansprechen.
00:07:29: Sie haben es ja eben dezent umschrieben mit den paar Kilometern in Rheinhaus.
00:07:33: Genau.
00:07:33: Da habe ich erst mal mit meinen Eltern den Karnevalszug an der Köhe.
00:07:38: kennengelernt, dann sind wir irgendwann links reiniggezogen nach Krefeld.
00:07:43: Und interessanterweise ist, dass das auf der linken Rheinseite auch nördlicher kölscher Lieder gespielt werden.
00:07:52: Und das gehörte dann schon zu meiner Jugend dazu, Karneval zu feiern.
00:07:59: Und irgendwann, als ich dann mobil genug gewesen bin oder alt genug, bin ich dann auch in Köln gelandet zu Karneval.
00:08:06: Und ich freue mich, auf die Tage, die da kommen.
00:08:13: Vielleicht kommt eines Tages der Tag, dass ich auch mal Bombons herunterschmeißen darf.
00:08:20: Da habe ich früher als Kind immer von geträumt.
00:08:23: Kamelle.
00:08:24: Genau.
00:08:28: Ist das jetzt eine Aufforderung an die roten Funken?
00:08:30: Sie doch mal zu fragen, ob Sie mitfahren dürfen.
00:08:32: Ich würde mitfahren.
00:08:33: Okay.
00:08:33: Ja, super.
00:08:34: Also
00:08:34: fragt
00:08:34: mich.
00:08:36: Ja, und?
00:08:39: Das zusammen in der Kneipe singen, das mag ich sehr.
00:08:43: Und die Nubbelverbrennung, das ist schon ein Highlight.
00:08:46: Also da freue ich mich drauf und sage all den zugezogenen Kolleginnen und Kollegen, das müsst ihr euch ansehen.
00:08:54: Spätestens dann wisst ihr, dass das doch mehr ist als nur Runtertaar.
00:09:03: Und wenn man das jetzt alles bedenkt, also die Sehnsucht war groß, auf der anderen Seite, sie kommen jetzt ja nicht aus irgendeiner hässlichen Provinzstadt, wo man denkt, ach, um Gottes Willen kann ich jetzt hier endlich weggehen, sondern sie kommen aus Wien, was für viele auch ein Sehnsuchtsort ist.
00:09:17: Und ja, es ist einfach eine wunderschöne Stadt.
00:09:19: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, Wien zu verlassen?
00:09:24: Ja, das ist interessant.
00:09:26: Wien galt lange Zeit als lebenswerteste Stadt der Welt.
00:09:32: und gleichzeitig als unfreundlichste Stadt der Welt.
00:09:36: Und ich denke, jetzt bin ich in einer der freundlichsten Städte der Welt gelandet.
00:09:42: Und an der Seite denke man sich, mein Gott, also hier funktioniert auch einiges nicht so Dufte, dass wir haben in dieser Stadt... schon so einige Probleme, wenn ich das mitkriege, was es für ein Akt ist, für das Ensemble morgens rechtzeitig bei der Probe zu erscheinen, wenn man sich auf die KVB verlässt und wie schwierig das für die Zuschauenden jetzt werden wird mit dem Stau der Infrastruktur.
00:10:12: Das sind Herausforderungen, die die Stadt hat.
00:10:15: Die sind schon extrem, das kriegt Wien besser hin.
00:10:21: Trotzdem ist der Spirit in dieser Stadt, dass dann an der Haltestelle steht, zwei Minuten, dann kommt die Bahn, ach nein, doch, dreißig Minuten und alle lachen, angenehmer als wenn die Bahn eine Minute Verspätung hat in Wien und alle nur Toben.
00:10:42: Wir beginnen ganz vorne.
00:10:44: Davy Düsseldorf mit der Bitte natürlich um Korrekturen, wenn uns die Recherche falsche Zahlen oder Fakten ausgespuckt hat.
00:10:51: Kind des Rheinlands.
00:10:52: Zweiundsebzig in Düsseldorf geboren.
00:10:54: Welche Erinnerungen an Ihre Kindheit prägen Sie denn so bis heute?
00:10:58: Woran denken Sie, wenn Sie an Ihre Kindheit denken?
00:11:00: Neben dem Karneverszug auf der Köhe?
00:11:05: Vielleicht an Playmobil spielen.
00:11:08: Das war so mein Zugang zum Theater im Kinderzimmer.
00:11:16: diese kleinen Plastikmenlein verschieden angezogen habe und den Settings, Roundings gebaut habe, wo dann der Rahmen stattfanden.
00:11:28: Natürlich fanden da Kriegestadt, aber es fanden da auch irgendwann Love Stories statt und Abenteuergeschichten.
00:11:34: Also man spielte mit kleinen Figuren das große Welttheater oder versuchte die Welt zu verstehen durch das Spielen.
00:11:42: Ein bisschen später habe ich dann das Kaspar-Theater-Spielen entdeckt und habe für meinen kleinen Bruder Theaterinszenierung mit Kaspar Kulakopf vorgeführt und dann bei den Nachbarn auf dem Kindergeburtstag.
00:11:59: So ist aus diesem spielerischen Herr und dem Veröffentlichen des Spiels irgendwann, glaube ich, etwas Frühes entstanden, was vielleicht schon den Weg geebnet hat, dass ich jetzt Ja, seit achtundzwanzig Jahren Theater mache.
00:12:17: Kann man dann sagen, es gab so ein Alter, wo Sie gemerkt haben, dass mit dem Applaus gefällt mir?
00:12:22: Oder was hat Ihnen dann daran gefallen, auch an den Reaktionen?
00:12:28: Ich glaube, dass der Applaus gar nicht so doll wichtig war.
00:12:35: Wichtiger war eher die Fantasie, dass ... Alternative Möglichkeiten durchspielen, auch das Abenteuer.
00:12:47: Also es ist ja nicht nur so, dass ich dann für mich mit Playbubile gespielt habe, sondern ich habe dann mit den Nachbarn des Kindern Geisterbahnen gebaut, wo Menschen reinkommen konnten, um etwas zu erleben, dieses Erlebenschaften für andere Menschen.
00:13:05: Das fand ich, wenn sich jemand erschreckt hat, wenn jemand gelacht hat.
00:13:08: Das war eigentlich wichtiger als der Applaus.
00:13:12: Ihre Mutter war Therapeutin.
00:13:14: Hat das irgendwie einen Einfluss gehabt auch auf die Berufswahl?
00:13:17: Also war das so, dass vielleicht, man hat ja dann immer so die Vorstellung, da wurde vielleicht dann auch in der Familie am Küchentisch oder so über Therapie gesprochen oder überhaupt zumindest mal viel über Gefühle alles, was da dranrenkt.
00:13:29: Hat sie das, glauben Sie, das hat sie geprägt auch auf ihrem Weg hin zum Theater?
00:13:36: Ja, ich glaube schon, dass ich da sehr beschenkt wurde zum einen durch die Mutter, die die Psyche des Menschen geheilen, geheilt hat, die sich damit beschäftigt hat mit dem Zuständlichkeiten, mit den Befindlichkeiten, aber auch mit den Geschichten der Menschen.
00:14:03: Und wo, glaube ich, diese Denkweise, einen Ipsentext in die Hand zu nehmen und das psychologische Theater zu verstehen.
00:14:12: Was sind Beweggründe?
00:14:15: Woher kommen die?
00:14:16: Wo sitzen sie auch im Körper drin?
00:14:19: Das ist, glaube ich, eine Affinität, die ich gelernt habe, als Kind sich so mit der Gefühlswelt und mit den Begründungen von Reaktionen auseinanderzusetzen.
00:14:32: Auf der anderen Seite war mein Vater Koch, der verschiedenste Zutaten vermischt hat, um daraus immer wieder neue Sachen zu kreieren.
00:14:43: Und er war Programmierer und hat dort mit Neue Dinge versucht zusammen zu programmieren, dass da was rauskommt.
00:14:54: Das ist eine sehr rationale technische Angelegenheit.
00:14:59: Und zwischen diese Technikaffinität diesem kreieren von oder arrangieren von verschiedensten Geschmack Richtungen und der der Frage nach warum sind die Menschen so wie sie sind und was kann man tun?
00:15:18: das war glaube ich so ein Grundstock und ich sehe das das Das können meiner Eltern, was sie mir vermittelt haben, heute noch tagtäglich im Beruf zum Einsatz kommt.
00:15:34: Institution Schule, war das ein Spannungsfeld oder große Liebe?
00:15:39: Ja, ich bin Waldorfschüler, war in Krefeld, acht Jahre in der Waldorfschule.
00:15:47: Und ja, das ist, ich glaube, es war unspektakulär.
00:15:51: Ich habe es zwischendurch gehasst, ich habe es zwischendurch geliebt.
00:15:55: Aber ich habe in dieser Zeit ein gutes Spektrum gelernt, wie die Dinge miteinander zusammenhängen.
00:16:04: Das war der Schöne an meiner Schulzeit.
00:16:07: Ich habe verstanden, wie Geschichte mit Mathematik, mit Politik, mit Philosophie zusammenhängt, wie die Zeitstrahlen sind.
00:16:23: dass man die Dinge nicht singulär fachidiotisch lernt, sondern eigentlich ein bisschen versteht, wie ist unsere Gesellschaft zu Erkenntnissen gekommen?
00:16:34: In welcher Zeit war das so?
00:16:36: Und wie hat man so einen Gesamtblick auf die verschiedensten Wissenschaften bekommen?
00:16:43: Und das ist, glaube ich, auch etwas, was mich heute noch... mehr interessiert als das nördige Spezialistenwissen ist eigentlich die Sache, in was für einem größeren Bild findet eigentlich die Politik im Moment statt, die Wissenschaft im Moment statt, wie größere Bilder versuchen, verstehen zu lernen, das konnte ich in der Schule lernen und auch das habe ich so mitgenommen.
00:17:15: Sie sind in einer religiösen Gemeinschaft aufgewachsen oder waren da Teil dieser Gemeinschaft der Jesus-People.
00:17:23: Ich war da auch mal bei einem Gottesdienst.
00:17:25: Ich bin katholisch.
00:17:26: Also für mich war das so ein kleiner Kulturschock, weil das schon eine sehr andere Art ist, Religion zu leben.
00:17:33: Wie hat sie das geprägt?
00:17:34: Welchen Einfluss hatte das zum einen in die Religion an sich, aber auch die Art und Weise, wie sie da gelebt wurde?
00:17:40: Ja, das ist eine lange Geschichte.
00:17:44: Vielleicht ist es so, dass man in der Pubertät anfängt zu fragen, wo komme ich her, wo gehe ich hin und wie verbringe ich die Zeit dazwischen am besten.
00:17:56: Und da war die religiöse Prägung, die ich so bekommen habe, schon sehr stark.
00:18:05: Und ich habe sie mir genommen und habe sie radikalisiert im Pubertären.
00:18:14: Und ich habe ihn so radikalisiert, dass ich irgendwann dachte, ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen und müsste der Menschheit erzählen, was der wahre Weg des Menschen sei und wie man die Wahrheit finden kann.
00:18:31: Es ging so weiter sich in Amsterdam.
00:18:34: an einem Holzkreuz auf der Straße stand und gepredigt habe, dass man umkehren soll und den rechten Weg zu Christus zurückfinden muss.
00:18:45: Ich
00:18:45: schärme mich ein bisschen im Nachhinein für diese Arroganz, die ich hatte, dass ich meinte zu wissen, was gut für die anderen ist und wie man schlecht ist und dass ich mir Urteile über diese über andere angemaßt habe und habe dann einen relativ fulminanten Ausstieg aus der Kirche praktiziert.
00:19:14: Aus dieser Gemeinde in einem Gottesdienst habe ich die Bibel einmal quer durch den Saal geworfen und habe zu dieser Offenbarungsstelle, die heißt Da steht es in der Offenbarung, ihr seid nicht heiß, ihr seid nicht kalt, ihr seid lau und deswegen speich euch aus.
00:19:33: Und ich habe gesagt, ich bin ganz schön lau, weil ich dann das eine sage und es dann doch nicht tue.
00:19:44: und da haben alle genickt.
00:19:46: Und dann habe ich gesagt, ja und deswegen möchte ich jetzt nicht heiß werden, sondern deswegen möchte ich kalt werden, radikal kalt, weil das ist wenigstens ehrlicher als diese lauwarme Mittelmaß.
00:19:58: Und bin dann von der Fingstgemeinde, in der ich war, wenige Wochen später in einen dreckigen Proberaum gegangen und habe dort mich als Punkmusiker mit bei einer Band versucht und habe fortan Zwar die Bilder dieser pubertären christlichen Prägung immer noch in mir und bearbeite sie auch nach wie vor und glaube auch, dass ganz viel aus dieser christlichen Religion heraus wichtig und brauchbar ist.
00:20:34: Und trotzdem zähle ich mich nicht mehr zu den Gläubigen, sondern eigentlich zu den Zweifelnden.
00:20:42: fühle mich zu Hause in der Kunst, die immer eine Suchtbewegung hat, immer etwas Zweifelendes hat, immer etwas Ausprobierendes hat.
00:20:55: Und auch gerade deswegen bin ich auch so allergisch Menschen gegenüber, die so blöd sind, wie ich war mit meinem Kreuz in Amsterdam auf dem Marktplatz, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und sich über andere Stellen in so einer moralischen Überlegenheit.
00:21:15: Ich muss darüber trotzdem irgendwie natürlich grinsen, weil ich finde es ist, also ich glaube es geht ja vielen jungen Menschen so, also ich habe zum Beispiel Kunstblut vor Jagdmessen ausgeschüttet, um darauf hinzuweisen, dass Jagd moralisch verwerflich ist.
00:21:29: Also diesen Führer, den man da hat, selbst wenn er mit so einer vielleicht moralischen Überlegenheit oder so einer Gewissheit verbunden ist, den man dann später als falsch empfindet, irgendwie Denke ich da trotzdem positiv drüber nach.
00:21:42: Also eher in dem Sinne, dass man dann manchmal denkt, vielleicht war das der falsche Angang, aber diese Begeisterung und diese Radikalität, die vermisse ich dann manchmal, wo ich älter geworden bin.
00:21:56: Ist das was, worüber Sie auch nachdenken?
00:21:59: Oder wo Sie manchmal sagen, vielleicht hätte ich nicht mehr diese moralische Überlegenheit gerne, aber sozusagen diese unbedingte Absicht, die Menschen von irgendwas zu überzeugen, die war schon cool.
00:22:11: Ich glaube, ich besitze noch relativ viel vor und der Aktivist in mir ist noch nicht verklungen.
00:22:24: Ich glaube nur, dass man im Alter etwas klüger wird und die Welt ist relativ, nein, die Welt ist sehr komplex und unterkomplexes Polymisieren.
00:22:39: ist etwas, was extremst gefährlich ist und was uns spaltet und was wir gerade von den rechten Parteien stark mitbekommen.
00:22:49: Und ich glaube, dagegen ist etwas, ist eine Radikalität der Komplexität gefordert.
00:22:56: Also vielleicht kann man genauso radikal sein wie mit vierzehn, fünfzehn, aber weniger klein geistig, sondern mit radikaler Lust auf Komplexität.
00:23:12: Und dann muss man davon der Energie gar nichts abgeben.
00:23:16: Ich habe gelesen, dass Ingmar Bergmann ihr großes Idol war in der Jugend, tun sich ja dann jetzt auch biografische Parallelen auf, muss ich gerade denken.
00:23:24: Und es ist also wirklich wahr, dass die dann irgendwann zum Theater in Krefeld gegangen sind und gesagt haben, können Sie mehr her beibringen, so gut wie Ingmar Bergmann zu sein?
00:23:33: Stimmt das?
00:23:33: Ja, genau.
00:23:34: Weil ich hatte mit Theater gar nicht viel zu tun gehabt.
00:23:37: Wir haben in der Waldorfschule ein bisschen Theater gespielt, aber ich wollte zum Kino.
00:23:42: Ich wollte so gut werden wie Ingmar Bergmann und habe in seiner Biografie gelesen, dass er auch ein brünter Theatermann gewesen sei.
00:23:50: Und dann habe ich gehört, dann muss ich zum Theater, um so gut zu werden wie Ingmar Bergmann.
00:23:54: Sie haben mir nicht gesagt, dass ich so gut werde wie Ingmar Bergmann, wenn ich zu Ihnen komme.
00:23:58: Sie haben mir gesagt, ich könnte Kaffee kochen.
00:24:01: Aber da dürfte ich gerne vorbeikommen.
00:24:02: Und so ging es los, dass ich dort meine ersten Hospitalsten gemacht habe, ich dann Assistenz werden durfte.
00:24:10: dann irgendwann meine erste Inszenierung machen durfte.
00:24:13: Sie haben auch mal gesagt, Sie haben das ja eben schon angesprochen, die Punkband, dann sie haben auch fotografiert, sie haben auch während der Schulzeit mal geschaut, spielert, also sie haben sehr viele verschiedene Dinge gemacht und haben in einem Interview gesagt, ich habe aber irgendwie immer gemerkt, dass ich in jeder, diese einzelnen Disziplin irgendwann an den Punkt gekommen bin, wo ich nicht mehr weiter kam, wo ich gemerkt habe, andere können das eigentlich besser als ich.
00:24:35: Wann war Ihnen dann klar, dass das, was Sie jetzt machen, vielleicht genau das Richtige ist, weil Sie Sie haben jetzt eben nicht die eine Inselbegabung, sondern können eben viele Dinge gut und können das verknüpfen.
00:24:46: Wann haben Sie gemerkt, das ist vielleicht dann für mich der Weg?
00:24:50: Ja, ich glaube beim Ausüben der verschiedensten Künste oder Handwerke, wenn man dann da Regie führt und seinen kleinen Film dreht.
00:25:02: ein Kurzfilm und merkt aber, dass der Kameramann neben einem bessere Bilder macht, als man selber und der Schauspieler besser spielt, als man selber spielen würde, aber dass man die Menschen zusammenbringen kann, den Kameramann, den Schauspieler, die Kostümbildnerinnen, die Tontechnikerinnen und die irgendwie gemeinsam auf ein kollektives Ziel einschwören kann.
00:25:28: Da habe ich gemerkt, also solche Leute brauchst du ja auch.
00:25:31: Und ich habe eine große Freude daran, mich zu umgeben von großartigen Künstlerinnen und Künstlern, denen zu sagen, schaut mal, das ist meine Fragestellung.
00:25:46: Das würde ich gerne erzählen, wie finden wir jetzt Wege gemeinsam, um das hinzukriegen.
00:25:54: kommt jeder mit seinen Angeboten und dann kann ich aussieben und sage, lass uns mehr hiervon, weniger davon oder nochmal neu denken, etwas anderes.
00:26:04: Und so bin ich als Regisseur Impulsgeber und auch Kurator von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern, die in all ihrem Können besser sind auf ihrem Gebiet als ich im Gesamten.
00:26:25: Man kommt aber ja natürlich mit verschiedenen Teams in Berührung an den unterschiedlichen Häusern.
00:26:29: Bestimmt gibt es ja Teams, die jetzt von Ihnen dann als Regisseur mehr erwarten, dass sie sozusagen auch dann irgendwie dominant sind, was vorgeben, nicht so sehr der Suchende sind oder der Zweifler, der dann nur kuratiert.
00:26:43: Also wie ist das in diesem Spannungsfeld, dass man einerseits der Regisseur ist und damit sozusagen diesem Team auch irgendwie vorsteht?
00:26:50: Und dann am Ende die Entscheidung treffen muss und auch diesen Freiräumen oder auch der eigenen Unsicherheit, die man mal zugeben kann, wenn man sagt, ich weiß jetzt grad nicht, ob das jetzt der beste Weg ist.
00:27:02: Also ist es ja nicht so, dass ich jetzt achtundzwanzig Jahre Regie mache und nichts gelernt habe, sondern ich glaube, ich will schon zu wissen, wie auch eine Schauspiel, wie eine Situation, wie ein Rhythmus, wie Verhältnismäßigkeiten, wie Licht, wie Ton, wie Erzählungen, wie Dramaturgie funktioniert.
00:27:26: Also da bringe ich ja schon auch was mit.
00:27:29: und manchmal sind Kollegen, Kolleginnen, jünger dabei, den kann ich was beibringen.
00:27:36: und manchmal sind Kollegen älter dabei, länger dabei oder haben eine interessante neue Perspektive auf die Kunst, von denen ich wieder was lernen kann.
00:27:46: Und so ist So eine Theaterprobe schon etwas faszinierend ist, dass man mit Menschen.
00:27:53: und jetzt in der Arbeit, die ich jetzt gerade probe, wo ich gerade herkomme, ist die jüngste Kollegin, die Älteste, siebensechzig.
00:28:01: Und jetzt stehen da mit über vierzig Menschen vor der Bühne, hinter der Bühne zusammen und erarbeiten etwas und haben so viel unterschiedliches Wissen und unterschiedliche Talente.
00:28:17: Und im besten Falle, und das ist oft so, kommt man raus und denkt sich, ich hab heute wieder was gelernt, hab wieder was entdeckt von jemandem.
00:28:30: Und so lernt man auch von sehr jungen Menschen, die ... Aber man kann auch sagen, nein, stopp, wir machen hier keine basisdemokratische ... Kunst, sondern wir machen schon eine Kunst, wo jeder Expertin ihren Teil dazu beiträgt.
00:28:55: und trotzdem halte ich das zusammen und wir verbringen nicht die Zeit mit endlosen Debatten, sondern schon damit mit ausprobieren und dann entscheide auch ich, dass es so ein bisschen die Aufgabe die ein Regisseur denn auch so hat.
00:29:14: Klingt jetzt aber trotzdem nicht nach einem autoritären Führungsstil, den ja in der Theaterbranche zumindest vielen nachgesagt wird.
00:29:22: Vielleicht auch in der Vergangenheit.
00:29:24: Das können Sie besser beurteilen.
00:29:28: Doris Dörrie hat mal gesagt, es gibt zwei Möglichkeiten, Regie zu führen.
00:29:33: Entweder man buddelt.
00:29:37: einen Graben aus und schießt dann so lange auf die Menschen, bis sie dann sich ergeben und das tun, was man will.
00:29:45: Oder man gibt jedem eine Schaufel und man baut zusammen eine große Burg daraus.
00:29:50: Und ich glaube, das ist schon so ein bisschen so, dass ich eher der Schaufeln verteilt und sagt, lass uns gemeinsam den Sandkasten umflügen.
00:29:59: Jetzt ist es ja schon eine große Verantwortung, wenn man als Regisseur für ein Stück, für eine Inszenierung verantwortlich ist und da vieles zusammenhalten muss.
00:30:07: Wann haben Sie denn gemerkt oder wann war Ihnen denn klar, dass Sie aber... da noch ein Schritt weitergehen wollen und können, nämlich eben ein ganzes Haus zu leiden mit allem, was da ja dann auch dranhängt.
00:30:18: Ich meine, das ist ja, da braucht man ja dann auch irgendwann kaufmännische, jetzt nicht Expertise bis ins Kleins, aber man muss natürlich trotzdem sich auch mit solchen Fragen beschäftigen.
00:30:27: Hundert andere Dinge, die jetzt weg vom künstlerischen und mehr ins Management gehen.
00:30:33: Warum hat sie das gereizt?
00:30:34: Und wann waren die noch klar?
00:30:35: Ich kann das und ich will das auch.
00:30:38: Ja, es ist, glaube ich, so ein recht gesunder, normaler Wachstum gewesen.
00:30:45: Ich habe angefangen mit einem zwei Personenstück, die Flusspferde, ein Pferd und ein Flusspferd treffen sich für Kinder ab drei und das war ein winzig kleines Team.
00:30:57: und man hat dann eine kleine Theaterentzündung gemacht, dann wurden die größer, dann hatte man Teams mit zehn, zwanzig Menschen, ging es irgendwann los, dass ich Opern gemacht habe, wo hundertfünfzig, zweihundert Menschen da gewesen sind.
00:31:11: die zusammen etwas schaffen.
00:31:13: Und man merkt auf einmal, was für ein Potenzial da drin ist, mit noch mehr Leuten etwas zu machen.
00:31:21: Und je mehr Verantwortung man übernimmt, desto mehr kann man aber auch bewegen.
00:31:25: Und ich konnte als junger Regisseur meine kleinen Stücke bewegen, dann konnte ich irgendwann größere Stücke bewegen.
00:31:33: Jetzt kann ich mit einem riesigen Team an Kollegen, Dramatogen, Dramatogen Spielpläne kreieren, komplette Strategien für ein Jahr inszenieren.
00:31:47: Ich kann versuchen, ja auch so einen Haushalt so zu organisieren, dass er für die Kunst und die Kunstschaffenden ideal ist.
00:31:59: Man kann gucken, dass die Kommunikation, die man von der Bühne ins Publikum hinein gibt, dass auch eine Kommunikation wird, die von dem Bühnenhaus ins Publikum geht oder noch darüber hinaus in die Stadt oder gar ins Internet.
00:32:15: Also diese Kommunikation bleibt vom System das Gleiche, weiten sich nur auf und werden größer.
00:32:23: Und das ist natürlich schön, dass man ein größeres Miteinander hinbekommen kann.
00:32:33: Und ob ich jetzt nun ein Stück inszeniere oder einen gesamten Spielplan, es ist im schöpferischen Prozess und im organisatorischen Prozess gar nicht so weit auseinander.
00:32:47: Aber so ein lästiges Übel haben Sie bestimmt auch, oder?
00:32:49: Wo Sie sagen, muss ich jetzt mitmachen?
00:32:51: Als Intendant brauche ich aber gar nicht.
00:32:54: Also es hat mir wirklich viel Zeit gekostet, um zu lernen, irgendwelche Abrechnungen und diese monatlichen Finanzplanungen durchzustehen und auch die Dispositionen, lange Planungen, wie sieht der übernächste Monaten, wie sieht das nächste Jahr aus, termingerecht zu machen?
00:33:23: Das ist immer noch nicht meine Lieblingsaufgabe, aber irgendwo für muss man ja auch bezahlt werden.
00:33:32: Das macht man, weil man es machen muss und weil es notwendig ist.
00:33:37: Aber da ich da nicht der allerbeste bin, habe ich auch da wieder die besten Menschen um mich herum, denen ich vertraue und die mich da unterstützen.
00:33:50: den ich den Raum gebe, dort eine clevere Planung, ein cleveres Haushaltssystem zu kreieren.
00:34:00: Sie haben es gesagt, sie waren an vielen verschiedenen Häusern.
00:34:03: Unter anderem wahrscheinlich eines der prägensten war die Zeit in Dortmund.
00:34:08: Da sind auch viele auf sie aufmerksam geworden, auch weit eben übers Rohgebiet hinaus.
00:34:15: Kann man, also wir haben ja eben schon mal über Wien gesprochen, werden wir gleich nochmal kurz, aber wenn man jetzt so das Ruhrgebiet Dortmund, das ist auch so eine Stadt, da fährt man jetzt auch nicht hin oder ist da, weil die besonders schön ist.
00:34:26: Können Sie was mitnehmen aus der Zeit von damals jetzt fürs Theater in Köln?
00:34:31: Sehen Sie da irgendwie Perspektiven?
00:34:33: gab es da Entwicklungen, die Ihnen jetzt mutmaßlich helfen werden?
00:34:38: Ich habe wahnsinnig viel lernen dürfen in Dortmund und habe die Zeit... Genossen.
00:34:45: Wir waren bei niemandem auf der Liste.
00:34:51: Das war das kleine Dortmunder Schauspielhaus, was man eigentlich immer vergessen hat neben dem zwanzig Kilometer entfernten Brochemars Schauspielhaus, was ja diese riesen Geschichte hat.
00:35:02: Und da konnten wir so ein bisschen machen, da konnten wir ausprobieren, da konnten wir das Publikum versuchen zu begeistern und wir haben da ein tolles Publikum gehabt, was neugierig war, was zwischendurch auch unzufrieden war, was sie gesehen hat.
00:35:23: Da haben sie mit der Tür geknallt und sind gegangen, kam aber zur nächsten Vorstellung wieder und haben sich dann wieder neu drauf eingelassen.
00:35:32: Also diese Neugierde und dieser nicht, dieser direkte Ton des Ruhrgebiets, das war jetzt aber scheiße.
00:35:39: Aber morgen können wir wieder mal gucken, was dann ist.
00:35:42: Also das war so ein etwas, ein schönes Surrounding, um zu wachsen, um auszuprobieren, was für andere neue Formen in der Erzählung auf der Bühne möglich sind.
00:35:57: Das hat Freude gemacht und hat mir auch viel Kraft und Mut verlieren.
00:36:07: Und dann kam die Zeit, dass wir irgendwann das Theater verlassen mussten wegen der Sanierung.
00:36:13: Wir mussten in eine alte Lagerhaus ziehen in Dortmund.
00:36:18: Und dieses Lagerhaus konnte überhaupt gar nicht ein Ort sein, um das Theater weiter zu machen, was wir eh schon vorher gemacht haben.
00:36:27: Da mussten wir uns neu erfinden.
00:36:29: Und dieses neu erfinden, das hat auch ganz viele neue Möglichkeiten offenbart.
00:36:35: Also so, dass ... dass das eine abenteuerliche Zeit war, zehn Jahre lang zu lernen von diesem Ensemble.
00:36:43: Wie geht ein Ensemble zu führen auch mit dem Zuwachsen, was wir verschiedene Theaterformen, was wir verschiedene Theaterinhalte können wir auf die Bühne bringen, sodass ich da gerne zurückgeguckt und ich glaube, dass Köln gar nicht so weit vom Ruhrgebiet entfernt ist.
00:37:06: Ich bin sehr, sehr neugierig auf das Publikum hier.
00:37:09: Das, was ich bisher so mitbekommen habe, wie es bei Raphael Sanchez und Stefan Bachmann lief, wie es auch in der Freien Szene hier zum Teil ist, sehe ich schon ein sehr interessiertes, neugieriges Publikum und hoffe, dass ich mich da nicht vertue.
00:37:28: Wie ist das dann?
00:37:29: Sie waren in Wien?
00:37:30: wichtiges Theater.
00:37:32: Trotzdem eines von, sagen wir mal, drei großen in Wien.
00:37:35: Das ist natürlich was anderes.
00:37:36: Da muss man sich auch eine Nische irgendwie schaffen.
00:37:38: Jetzt kommen sie nach Köln.
00:37:39: Viertgrößte Stadt Deutschlands.
00:37:41: Und es ist klar, das ist das Theater in dieser Stadt.
00:37:44: Natürlich gibt es eine wichtige freie Szene.
00:37:46: Aber dennoch, da muss man natürlich auch ein viel breiteres Spektrum abdecken.
00:37:52: Wie sind sie das?
00:37:53: Oder gehen sie das an?
00:37:54: Was macht das mit ihnen, wenn sie wissen, dass natürlich auch ... Auch in Wien wurden sie viel beachtet, aber wenn der Blick natürlich jetzt wirklich komplett erst mal auf sie und auf dieses Schauspiel dann jetzt fokussiert ist.
00:38:07: Von zwanzig bis fünfundachtzig auch, ne?
00:38:09: Altersspanne.
00:38:11: Ja, vielleicht sogar noch jünger.
00:38:13: Gerne noch jünger als zwanzig.
00:38:16: Ja, das ist ein Stadttheater.
00:38:17: Das ist das Theater der Kölnerinnen und Kölner und der Menschen in der Umgebung.
00:38:24: für die das gemacht wird.
00:38:26: Und das ist ein Auftrag, den wir haben.
00:38:28: Und wenn man sich den Spielplan anguckt, den wir haben, der ist breit gefächert.
00:38:34: Da geht es von den Klassikern zu den Komödien.
00:38:41: Da geht es von Hochpolitischen oder Rechercheteater hin zu etwas avantgardistischen Spielweisen.
00:38:53: klassischer Geschichtserzählung.
00:38:55: Ich glaube, da ist vieles dabei.
00:38:57: Jetzt ist es an uns gut zu kommunizieren, dass für die verschiedensten Bedürfnisse der Menschen hier, dass das auch ankommt, dass wir für die verschiedensten Menschen was haben, dass sie das Richtige finden.
00:39:12: Aber es ist eine große Herausforderung.
00:39:17: Aber wir sind auch ein großes Team, ein großes Ensemble.
00:39:21: Das können wir schaffen.
00:39:22: Ich hoffe so schnell wie möglich, aber wir müssen uns auch ein bisschen Zeit nehmen, dass die Stadt uns kennenlernen kann und dass wir auch vielleicht die Kölnerinnen und Kölner noch ein bisschen besser kennenlernen.
00:39:34: Gibt es eigentlich Klassiker, die Sie so ausgelutscht finden, dass Sie sagen, nee, das wird hier in Köln nicht passieren?
00:39:41: Ja, ja, ja.
00:39:42: Also es ist immer eine Frage von uns.
00:39:48: Wir müssen... Wir müssen eine Antwort darauf finden.
00:39:52: Warum machen wir das Theater?
00:39:57: Da fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein, warum man das noch heute machen muss.
00:40:01: Dann muss man es auch nicht machen.
00:40:03: Wir sind eine Gegenwartskunst.
00:40:07: Wir reflektieren das hier und jetzt.
00:40:11: auf der Bühne im Hier und Jetzt.
00:40:14: So anders als so ein Schiller, der hat damals das geschrieben, dann packt man es ins Regal und dann steht er bis heute da.
00:40:21: Der muss nicht gegenwärtig sein, der darf der Schiller von damals sein, da war er mal gegenwärtig und jetzt steht er im Regal.
00:40:27: Und wenn ich den Schiller jetzt rausnehme aus dem Regal und sage, den wollen wir auf die Bühne packen, dann muss ich mich fragen, hat der für uns jetzt hier noch eine gegenwärtige Bedeutung?
00:40:39: Und wenn ich diese Bedeutung nicht finde, dann kann der wieder zurück ins Regal.
00:40:43: Dann brauchen wir ihn nicht.
00:40:45: Dann kann der ins Museum, wo man sich die Geschichte anguckt, der Literatur.
00:40:53: Oder wir finden und finden, dass wir als Gesellschaft es brauchen würden, diese Gedanken von Herrn Schiller in die Jetztzeit noch mal hineinzubringen.
00:41:04: um unser Leben darin zu reflektieren.
00:41:07: und vielleicht hilft uns der alte Schiller eben hier und jetzt und auf diese Suche gehen wir permanent.
00:41:16: Kleine Werbeunterbrechung in eigener Sache.
00:41:18: Hier ist Sarah Brassack, stellvertretende Chefredakteurin des Kölner Stadtanzeiger.
00:41:22: Wir berichten in der gedruckten Ausgabe oder im E-Paper des Kölner Stadtanzeiger sowie auf ksdr.de täglich intensiv über alles wichtige, was in Köln passiert.
00:41:32: Aber natürlich auch in der Region, Deutschland und der Welt.
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00:41:53: Und jetzt geht's weiter mit dem Podcast.
00:41:56: Bevor wir gleich noch ein bisschen natürlich intensiver auf das eingehen, was Sie vorhaben, würden wir gerne nochmal einmal erst über die Rahmenbedingungen sprechen.
00:42:04: Sie haben das gerade aus Dortmund erzählt, da mussten Sie ins Interim, hier fangen Sie im Interim an.
00:42:10: Das ist eine lange Leinsgeschichte hier in Köln, die Sanierung Opa Schauspiel, die natürlich auch für extrem viele sehr negative Schlagzeilen gesorgt hat, also viele Leute.
00:42:19: die sich auch nicht so mit dem Thema beschäftigen, sagen, ach, geh mir weg, das ist da über eine Milliarde, ich will davon gar nichts hören, was soll das alles?
00:42:29: Macht das Druck, weil sie eben wissen, dass sie natürlich auch aus dieser Geschichte, für die sie ja gar nichts können, aus dieser Geschichte heraus, aus diesen Umständen, in denen sie hier anfangen, vielleicht jetzt noch mehr... Beweisen müssen, dass man das natürlich braucht und dass das wichtig ist und dass ja auch dieses Theater inhaltlich mit dieser Sanierung überhaupt nichts zu tun hat.
00:42:50: Ja, da gibt es einiges sozusagen.
00:42:52: Zum einen muss man Stefan Bachmann und seinem gesamten Team im Nachhinein noch gratulieren.
00:43:00: Das ist unglaublich, was Sie aus dieser Not heraus geschafft haben.
00:43:06: der Karlsgarten, die Depots, das ist schon ein Ort geworden, der in diese Stadt hineingehört und das ist toll.
00:43:15: Das ist toll, da zu zu arbeiten und jetzt auch noch ein Jahr dort Theater für die Stadt zu machen.
00:43:22: Das ist das eine und das soll erhalten werden und dafür müssen wir glaube ich auch kämpfen, dass das auch gut finanziert wird, weil es nur zu halten und dann kein Geld mehr auszugeben, um es zu bespielen, das sind Sterben auf Raten.
00:43:39: Zum anderen ist es so, dass ich mich in diesen Debatten um Baukosten ein bisschen wundere, was für ein Selbstverständnis die Kölnerinnen und Kölner teilweise haben.
00:43:53: Ich glaube, ein Stadttheater gehört ins Herzen in der Mitte der Stadt.
00:44:02: Und wir sind die viertgrößte Stadt Deutschlands.
00:44:06: und es muss doch unser Selbstverständnis sein, zu sagen, wir sind stolz, dass wir als große Stadt hier ein großes Opernhaus und ein großes Schauspielhaus haben mit den besten Schauspielerinnen und Schauspielern und den besten Regie-Teams, die dahin kommen, um dort das beste Theater für unsere schöne Stadt zu kriegen.
00:44:29: Und dieses Selbstverständnis wird auf einmal debattiert darüber, wenn es so teuer ist, brauchen wir das denn überhaupt noch.
00:44:37: Und da wird es für mich absurd.
00:44:41: Es ist eine Katastrophe, was dort passiert ist mit den ganzen Verschiebungen der Eröffnung.
00:44:48: Das muss auch aufgearbeitet werden, woran das gelegen hat, was da falsch gelaufen ist.
00:44:54: Das kann nicht sein, dass ein Haus eine Sanierung so unendlich lang braucht.
00:45:00: Aber das ist ein Problem der Infrastruktur, der Baupolitik, der Sanierung.
00:45:09: Und das hat nichts mit der Kunst und dem Selbstverständnis zu tun, dass wir die Kunst im Herzen der Stadt verankern müssen.
00:45:17: Und ich vergleiche das immer ein bisschen mit den Schulen, wo wir sagen, wenn die Schultoiletten saniert werden, müssen, dann kommen wir doch nicht auf die Idee jetzt Lehrerstellen abzubauen, damit wir Schultoiletten haben können.
00:45:33: Wir brauchen Toiletten für die Schülerinnen und Schüler.
00:45:36: Klar, aber es geht hier nicht um Toiletten, wenn man in die Schule geht, sondern es geht darum, dass die Kinder was lernen können.
00:45:44: Bei den Theatern geht es darum, dass wir dort Kunst, darstellende Kunst für die Bürgerinnen und Bürgern haben.
00:45:52: in Herzen der Stadt machen können und dieser Nierung hat mit Kultur nichts zu tun.
00:45:59: Das ist Bau, das ist die Müllheimer Brückewett gebaut, die ist Marode.
00:46:04: und ja das Theater die Oper waren Marode und mussten repariert werden.
00:46:11: Da jetzt über wir geben zu viel Geld für Kultur aus zu reden ist gefährlich und falsch.
00:46:18: und es einer meiner großen Wünsche, dass wir das voneinander trennen und sagen Baukosten sind Baukosten und Kulturausgaben sind Kulturausgaben, lasst das nicht mehr zusammen denken.
00:46:31: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
00:46:34: Wie gefährlich ist das fürs Verhältnis zur freien Szene, die sehr gelitten hat auch in den letzten Jahren.
00:46:40: Auch jetzt in den vergangenen Haushaltsverhandlungen.
00:46:43: Da gab es erst wirklich massive Einsparungen.
00:46:45: Davon sind welche zurückgenommen worden.
00:46:47: Aber die Aufregung war schon groß.
00:46:49: Und wenn man mit Menschen aus der freien Szene spricht, sagen die auch natürlich brauchen wir ein Schauspiel.
00:46:52: Aber natürlich brauchen wir auch Geld, um unsere Arbeit zu machen.
00:46:57: Und da ist natürlich immer so ein Spannungsfeld.
00:46:59: Wo sehen Sie sich da?
00:47:00: Weil natürlich braucht eine Stadt wie Köln.
00:47:02: Sie braucht ja beides.
00:47:04: Absolut.
00:47:05: Absolut.
00:47:06: Nur ich finde diese Debatte zu sagen, wir haben zu wenig, deswegen müsst ihr uns abgeben, weil ihr ja ein Haus gebaut kriegt, was so teuer ist.
00:47:18: Da kannibalisieren wir uns gegenseitig.
00:47:20: Da hat.
00:47:22: im Endeffekt leidet nur die Vielfalt der Kunst darunter.
00:47:28: Und ich bin absolut der Meinung, die freie Szene braucht mehr Geld.
00:47:33: Und das würde ich mir sehr wünschen.
00:47:36: Dafür muss man aber andere Wege finden, als jetzt die Spitzenposition der Opa und des Schauspiels zu beschneiden, dass das, glaube ich, ist verkehrt.
00:47:50: Also wenn wir glauben, dass wir als Gesellschaft Kunst und Kultur brauchen, weil wir festgestellt haben, dass wir nicht weit von der Barbarei entfernt sind, dass wir in Zeiten, wo sich die Gesellschaft immer mehr zersplittert, dass wir einen Ort brauchen, wo wir außerhalb von religiöser oder parteilicher Zugehörigkeit uns als Gesellschaft treffen können, um Zeit und Raum miteinander in der Stadt zu teilen.
00:48:27: Wenn wir glauben daran, dass das ein eine friedens erhaltene Maßnahme ist, dass es diese Orte gibt, die uns reflektieren lässt über unser Sein, außerhalb von, wie gesagt, von religiöser Zugeheurigkeit.
00:48:46: Wenn wir daran glauben, darf uns das nicht... Dann müssen wir das bezahlen, so wie wir glauben daran, dass es wichtig ist, dass wir einen grünen Gürtel haben, wo wir spazieren gehen können.
00:48:59: und so wie es wichtig ist, dass unsere Kinder zur Schule gehen.
00:49:04: So ist es wichtig, dass wir ein Ort haben, wo wir kulturell teilhaben können.
00:49:11: Die Gefahr ist natürlich immer, dass die ohnehin schon überzeugten ins Theater gehen und die anderen eben aus dem Vorbleiben und die anderen dann eben auch eine kritische Masse sind, die danach wie vorsagen, ich gehe nicht hin, bringt mir nix, kostet viel Geld und das dann natürlich auch wieder vermischen mit den Bauten.
00:49:27: Was planen Sie denn, um auch sicherzustellen, dass vielleicht andere Leute ins Theater gehen als bislang?
00:49:35: Mit welchen Projekten kann man das erreichen?
00:49:38: Ja, ich glaube, erstmal geht es darum, Wir haben Geld, das muss verteilt werden.
00:49:43: Und diese Argumentation, ich fahre doch Fahrrad, warum soll ein Autobahn gebaut werden?
00:49:49: Ich gehe ins Fußballstadion, ich brauche kein Theater.
00:49:52: Es gibt verschiedene Menschen mit verschiedenen Interessen.
00:49:55: Und die Regierung, der Rat ist dafür zuständig.
00:50:03: ein Angebot.
00:50:05: was sind die Grundangebote, was wir haben?
00:50:08: Wir brauchen eine Infrastruktur, wir brauchen Krankenhäuser, wir brauchen Schulen.
00:50:13: Und dann brauchen wir für die Menschen etwas, das hier sozialer Frieden aufrecht erhalten bleiben kann.
00:50:20: Und für den einen ist es der Weg zum Fußballstadion, der auch was kostet.
00:50:25: Für den anderen ist es einfach das Ungestörte über den Reinkommen, wo eine Brücke auch funktioniert.
00:50:33: Und für den dritten ist es zu sagen, ich darf auch mal in einem Konzert sitzen.
00:50:38: Was haben wir?
00:50:38: Der nächste möchte an der Volkshochschule oder in der Bibliothek was haben.
00:50:42: Das ist der Reichtum, den wir für die Menschen haben und den wir anbieten müssen.
00:50:47: Ansonsten werden wir Provinz und werden auch unattraktiv.
00:50:52: Und wir kennen solche Städte, die ausbluten, wo die Kultur das verlässt, wo die Menschen das aber auch leiserlich verlassen.
00:51:01: Und wir kennen diese Städte, die ein Magnet werden, weil dort so viel passiert.
00:51:07: und eine Stadt aufblüht.
00:51:08: Und das können wir schaffen hier in Köln.
00:51:11: Es ist eine attraktive Stadt, aber ich glaube, diese Stadt war schon mal attraktiver und war ein größerer Anziehungspunkt für die Menschen von überall.
00:51:22: Und da müssen wir sagen, wir wollen eigentlich wieder dahin zurück, wo wir in den Achtzigern mal gewesen sind, dass man sagte, geh nach Köln, was du da siehst, siehst du sonst nirgendwo in der Republik.
00:51:34: Und diese Ja, dieses Potenzial sehe ich.
00:51:42: und dieses Kleinkrämerische, das brauche ich nicht und das brauchen wir doch.
00:51:49: Wir müssen gucken, dass wir kämpfen und auch als Stadt kämpfen.
00:51:53: Wir haben jetzt zig Millionen.
00:51:57: Milliarden, sollen wir ausgeben, damit wir unsere Armeen wieder kriegstüchtig machen können.
00:52:07: in Infrastruktur investieren.
00:52:09: Das ist extrem wichtig.
00:52:12: Das ist auch für das Klima des Landes wichtig, dass das wieder funktioniert.
00:52:17: Aber was ist denn Infrastruktur?
00:52:19: Vielleicht gehören wir auch zur Infrastruktur, wo die Milliarden eingesetzt werden kann.
00:52:27: Oder vielleicht gehören wir aber auch zu den friedens erhaltenen Maßnahmen, die man machen muss, zu sagen, wir debattieren bei uns über wie wollen wir miteinander leben, wie können wir die Komplexität der Welt verstehen und unser Handeln demnach ausrichten.
00:52:48: Also ich glaube, dass wir auch einen gesellschaftlich relevanten Teil dazu beitragen, wie es mit unserer Gesellschaft weitergeht.
00:53:00: Ich will trotzdem nochmal einmal kurz nachfragen, weil mich das auch so umtreibt, was Sarah gefragt hat.
00:53:07: Nämlich genau dieser Punkt.
00:53:08: Also eben das Angebot ist da.
00:53:10: Ich unterschreibe alles, was sie gesagt haben.
00:53:12: Das ist auch eine Möglichkeit zusammenzukommen, genau diese Fragen zu debattieren.
00:53:15: Und trotzdem ist ja immer die große Frage, man erreicht eine gewisse Klientel.
00:53:21: Ich weiß nicht, wie groß die ist.
00:53:22: Das kann ich nicht genau abschätzen.
00:53:23: Aber viele Menschen natürlich, die eigentlicher Teil dieser Debatten sein sollten.
00:53:27: erreicht man nicht, die kommen da nicht hin.
00:53:30: Wie kann das gelingen, die dann ins Schauspiel zu holen?
00:53:33: Ich meine, wir haben ja in Mühlheim verschiedene Beispiele gesehen, aber wie gelingt es sozusagen die Diversität, die ja auch diese Stadtgesellschaft ausmacht, noch besser abzubilden auch in den Leuten, die sich das dann wirklich anschauen?
00:53:47: Ja, ich kann Ihnen das Beispiel nennen.
00:53:49: Wir haben vor anderthalb Wochen von unseren Partnern von Korrektiv, das ist ja dieses Medienhaus, die haben eine eidestattliche Versicherung auf den Tisch gelegt bekommen, wo drin stand, dass auf dem Potsdamer Treffen offen über Remigration gesprochen worden ist.
00:54:17: Menschen aus der rechten Szene und AfD, Politikerinnen und Politiker, trafen sich dort, um zu überlegen, wie man Remigration machen kann, wie man Menschen, ob mit oder ohne, also ohne oder sogar mit deutscher Staatsangehörigkeit, abschieben kann.
00:54:38: Und diese alte staatliche Erklärung, die uns zugespielt worden ist, Da stand drin, es wurde über Remigration, über Deportation gesprochen und über ethnische Säuberung.
00:54:50: Und wir haben gesagt, wenn Politikerinnen und Politiker sich über ethnische Säuberung von Bevölkerungsgruppen unterhalten, dann müssen wir das erzählen.
00:54:59: Und dann müssen wir so erzählen, dass es nicht eine kleine Bubble mitbekommt, sondern wir müssen gucken, dass dieser Inhalt, der sich erweitert.
00:55:10: Wir haben ein Theaterstück dazu geschrieben, der Schauspieler Andreas Beck, hat in kürzester Zeit versucht, diese Texte zu lernen.
00:55:19: Wir haben es aufgeführt, noch vor unserer offiziellen Premiere und haben es live ins Netz gestellt.
00:55:26: Interessant ist, dass diese eidestattliche Erklärung und diese Zusammenhänge über das Potsdamer treffen, was wir als Nachspiel präsentiert haben, das wurde dann nicht nur im Theater, gezeigt, sondern wir haben es live gestreamt.
00:55:43: Fünfzehntausend Menschen haben es gesehen.
00:55:47: Der Tagesspiegel hat es aufgenommen.
00:55:51: Es wurde dann berichtet in der heute Show darüber und wenn man sich anguckt, was diese Präsentation der Recherche für ein Spektrum an Menschen gemacht hat.
00:56:06: Da waren die dreihundert Menschen, die im Theater waren, eine kleine spezielle Bubble, aber die Millionen, die es jetzt mitbekommen haben im Endeffekt, das ist schon etwas anders.
00:56:17: Und ich glaube, danach müssen wir suchen, wenn wir über Relevanz von Theater reden, dass das Theater aus dieser Bubble-Bespielung rauskommt und sich versucht, größere Player zu holen, so wie wir jetzt hier zusammensitzen.
00:56:33: sagen so und so viele Menschen lesend in Kölner Stadt anzeige, aber wenn wir ein Podcast machen, hören es vielleicht noch ein paar mehr.
00:56:41: So, glaube ich, geht es darum, die Vermittlungswege weiterzudenken und da hört das Theater nicht an der Pfortentür oder Eingangstür auf, sondern kann da weit drüber hinaus strahlen.
00:56:55: Das Theater ist ja ein einerseits ein schwerer Tanker, das heißt, die legen lange im Voraus, natürlich auch Spielpläne, etc.
00:57:01: fest.
00:57:02: Jetzt fiel ja auf, dass gerade diese Korrektivinszenierung jetzt auch noch relativ eilig, auch vor der Wahl noch kurzfristig dann aus Programmen gesetzt wurde.
00:57:10: Das heißt, es war ihnen ja auch wichtig, diesen aktuellen Anlass zu nehmen und dann schnell nochmal auf die Bühne zu bringen.
00:57:15: Ist das ein so ein Punkt, wo Sie sagen, ja, das werden wir uns auch immer wieder leisten wollen, wenn wir das Gefühl haben, wir haben da was, was Zündstoff bietet oder wo wir aufklären müssen, dass wir dann schnell dazwischen gehen und auch neue Überraschungsinszenierungen auf dem Spielplan bringen.
00:57:31: Oder wie wollen Sie sonst abbilden?
00:57:32: Gibt es politische Diskussionen?
00:57:33: Also was ist geplant, um gerade diese gesellschaftlichen Debatten sehr aktuell auch ins Theater zu bringen?
00:57:40: Ja genau, also durch unsere Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es wie schaffen wir Recherchen zu verbreiten?
00:57:58: und Zeitungen, wer liest die großen breiten Recherchen, wo eigentlich?
00:58:08: sind es die Schlagzeilen, die gerade das Interesse auf sich ziehen und es kommen ja täglich Tausende von Schlagzeilen uns unter, aber als Gesellschaft, so ist meine Meinung, bräuchten wir eigentlich nicht noch mehr News, sondern wir bräuchten ein tieferes Verständnis von News.
00:58:27: Was denn, wie die denn so zusammenhängen?
00:58:30: Und wenn neue Erkenntnisse oder vielleicht auch alte Erkenntnisse gut sortiert mal zusammengetragen werden und im Theater präsentiert werden.
00:58:45: dann gibt es vielleicht eine Möglichkeit, Fakten basierte Geschichten von Journalistinnen und Journalisten erarbeitet, von Darstellerinnen, von Dramatogen, die Theater machen, präsentiert, die so Geschichten Erzähler, Fachleute sind.
00:59:04: Wenn die sich zusammentun, könnten wir vielleicht komplexe Zusammenhänge anders nochmal erzählen.
00:59:12: als dass wir die Räume sonst zu haben, in den Newsfeeds, auch in den täglichen Tagesschau, weil die Menschen auch Zeit dafür haben.
00:59:20: Die sagen, wir gehen ins Theater, wir nehmen uns abends um neunzehntunterdreißig ne Stunde, anderthalb Stunden Zeit im dunklen Raum ohne Handy klingeln, mal zuzuhören, mal zu verstehen, wie die Dinge zusammenhängen.
00:59:36: Und das werden wir machen.
00:59:39: Wir werden Geschichten erzählen, die schon bekannt sind.
00:59:43: Jetzt wird in anderthalb Wochen werden wir Aufstieg und Fall des Rene Benko auf die Bühne bringen.
00:59:50: Dort erzählt Kalle Fuhr, der auf der Bühne steht und gleichzeitig auch den Text recherchiert hat mit Journalistinnen und Journalisten zusammen über Wer war denn dieser René Benko?
01:00:02: Was hat er denn gemacht mit diesem Galeria Kaufhof?
01:00:07: Was ist denn aus unseren Steuergeldern geworden?
01:00:11: Wie macht man eigentlich Spekulationen mit Immobilien?
01:00:17: Und warum sitzt er jetzt im Gefängnis?
01:00:19: Es ist ein hoch unterhaltsamer, lustiger, erkenntnisreicher Abend.
01:00:24: Da können wir auf einmal etwas vermitteln, was schon über Monate hinweg mal in kleinen Dosen in der Zeitung stand, aber niemand so richtig begriffen hat, wie geht eigentlich Immobilienspekulation, das mal als großes Bild zu erzählen.
01:00:43: Das ist das eine und das andere ist, dass die Vernetzung und die Zusammenarbeit und die Kooperation unter anderem mit korrektiv uns dazu bringen, zu sagen, wenn etwas auf dem Tisch liegt und wir sagen, wir wollen das jetzt erzählen und es braucht ein bisschen Zeit, dann lass uns doch neben der Recherche, die veröffentlicht wird, noch ein Theaterstück veröffentlichen und vielleicht veröffentlichen wir noch ein Film oder noch ein Song dazu, dass wir die Informationen weiterkriegen, weil ich glaube das Schlimmste... Für die Demokratie ist ein Volk, was nicht informiert ist oder was viel informiert ist.
01:01:20: Und wir müssen die Menschen mündig machen, indem sie verstehen die Komplexität der Dinge.
01:01:29: Und da hoffe ich, dass wir einen kleinen Teil dazu beitragen können mit unseren Geschichtserzählungen.
01:01:38: der Komplexität, der Gegenwart gerecht zu werden und sie gut zu vermitteln.
01:01:44: Ich finde das ein total interessanter Ansatz, dieses Faktenbasierte Theater und das, was Sie sagen, also dass Sie eben den Journalismus und das Theater enger verknüpfen.
01:01:52: Ich glaube, bei vielen Leuten ist ja so, dass Sie denken, aber Theater kann doch genau das andere, also kann entweder die große Utopie, die Dystopie, was auch immer Dinge, die eben nicht die Realität abbilden müssen und uns dadurch aufzeigen, was vielleicht möglich wäre, wo sich Dinge verändern können.
01:02:10: Warum glauben Sie, ist das genau die richtige Antwort auf die Herausforderung, vor denen wir stehen?
01:02:15: Jenseits des ja total nachvollziehbaren Gedanken zu sagen, da haben wir noch mal Zeit, den Recherchen noch mal einen größeren Raum zu geben, mehr Zeit, mehr Leute zu erreichen.
01:02:26: Aber es wird ja sicherlich auch noch darüber hinaus für Sie eine Bedeutung haben.
01:02:31: Ja, bei diesen Theaterdefinitionen, was ist Theater?
01:02:37: Neigen wir immer dazu, entweder oder zu sagen.
01:02:40: Und ich glaube, das ist Quatsch.
01:02:43: Wir müssen sowohl als auch sagen.
01:02:45: Theater ist ein Ort der Fantasie, ein Ort der fiktionalen Geschichten.
01:02:55: Ja, aber er ist auch ein Ort in einem Faktenbasiertem Erzählen.
01:03:00: Das kann es beides sein und dafür hat die Bühne Platz.
01:03:06: Ich glaube, dass das Theater oder die Kunst per se widerständig ist.
01:03:16: Und sie ist vielleicht widerständig gegenüber der doch zu einfachen populistischen Erzählung und ist auch wiederständig.
01:03:31: gegen Erzählweisen, die doch zu konventionell sind.
01:03:36: Wir können permanent daran arbeiten, was für Geschichten erzählen wir über die Welt.
01:03:45: und mal hilft uns ein Gleichnis oder ein Sinnbild von Welt auf der Bühne.
01:03:53: Mal hilft uns eine Komödie, wo wir lernen, wo wir lachen.
01:03:58: über uns selbst, weil wir uns selbst darin wiedererkennen.
01:04:02: Und mal hilft uns auch, ein paar Fakten um zu verstehen, wie Motivationen in einem gesellschaftlichen Zusammenhang überhaupt laufen.
01:04:19: Am XXS.
01:04:20: September feiern Sie mit Imagine den Auftakt der Spielzeit.
01:04:25: Bei Imagine denkt man natürlich sofort an den Song von John Lennon.
01:04:29: Es soll mehr werden als ein Theaterabend.
01:04:31: Was genau bedeutet
01:04:32: das?
01:04:39: Es soll mehr werden als ein Theaterabend.
01:04:41: Wir haben geschrieben, dieser Abend ist keine Komödie, dieser Abend ist keine Tragödie.
01:04:48: Dieser Abend ist ein Welttheater der Kleinigkeiten.
01:04:54: Es ist ein Abend, man muss sich vorstellen, wir schauen auf einen Platz in einem Dorf.
01:05:03: Wir sehen ein Office, wir sehen ein Gemeinderhaus, wir sehen eine Kirche, wir sehen Privatwohnungen, irgendwo hinten ist ein Gewächshaus.
01:05:11: Und dort leben sechzehn, neunzehn Menschen und wir können denen so zuschauen, als ob wir auf diesem Platz geladen worden sind und wir beobachten diese Menschen.
01:05:23: Wir treiben, es gibt Postboten, es gibt jemanden, der im Office arbeitet, anscheinend ist da ein Bürgermeister und irgendwer kommt wohl nach Hause und sieht wen und wir beobachten das.
01:05:35: Und ähnlich wie wenn wir im Urlaub auf irgendwelchen Plätzen sitzen, so sitzen wir diesmal im Theater auf diesen Plätzen und sagen, wir kennen einander noch nicht, aber wir fangen trotzdem an uns Geschichten zu erzählen, weil wir gucken, Konstruieren wir uns Zusammenhänge.
01:05:54: Wir versuchen zu verstehen, wir versuchen, uns Geschichten zu erzählen.
01:05:58: Und da sind wir bei Imagine.
01:06:01: Wir stellen uns vor.
01:06:03: Und so gibt es die Vorstellung dreierlei.
01:06:10: Wir stellen uns vor.
01:06:12: Oder unsere Vorstellung macht die Welt aus.
01:06:16: Also durch unsere Vorstellung kreieren wir Welten.
01:06:20: Und dann merken wir auf Vielleicht ist das gar nicht die Wirklichkeit, vielleicht ist das gar nicht die Wahrheit, die wir sehen, sondern es ist nur unsere Vorstellung, die wir bestätigt haben wollen, wo dann auch die Vorurteile nicht weit weg sind, weil wir uns dann doch auch schnell verführen lassen, schnell in Schubladen die Menschen hineinzuholen.
01:06:45: Gleichzeitig... Dellt sich natürlich auch das neue Ensemble.
01:06:50: Neunzehn Schauspielerinnen und Schauspieler sind auf der Bühne vor.
01:06:56: Vor, wir stellen uns vor dem Publikum.
01:07:00: Man sieht die verschiedensten Typen auf der Bühne, die uns jetzt die nächsten fünf Jahre lang hier beschenken werden mit ihrer Kunst.
01:07:09: Und so ist es ein Abend über das Menschsein, über das Banale.
01:07:16: und auch über das, was Leben ausmacht, über das Sterben, die Liebe und dann irgendwann auch die Frage nach, wie wollen wir als Gesellschaft umgehen mit dem, was davon außen kommt, mit der Angst vor Krieg?
01:07:39: und wo wird es zu Wehrkraft und wo wird es... Ich glaube, man kann dort sehr viel sehen an diesem Abend.
01:07:56: Man kann sich hineinfallen lassen in diesen Bildersturm, der einem wiederkommt.
01:08:05: Ich glaube, es ist ein liebevoll umarmender Start für die nächsten fünf Jahre, um Menschen kennenzulernen und sich selbst erst mal.
01:08:19: Geschichten zu erzählen, inspiriert von dem, was auf der Bühnenstadt findet, um dann demnächst weitere neunundzwanzig Geschichten zu kriegen, die präzise ein Thema behandeln.
01:08:33: Ja, also insgesamt knapp dreißig Prämieren für die erste Spielzeit.
01:08:37: Ich glaube, da wollen Sie sich auf so ein Rekord für Köln möglicherweise hinarbeiten.
01:08:41: Das ist ja wirklich wahnsinnig viel.
01:08:46: Sind es so viele, weil Sie sich aus großer Haus vorbereitet hatten?
01:08:49: Oder sind es so viele, weil sie nicht schlafen?
01:08:54: Na ja, also schlafen tue ich doch zwischendurch, aber wir ja.
01:08:58: zum einen haben wir uns auf das große Haus vorbereitet.
01:09:01: Nach einem Jahr Vorbereitung wurde mir gesagt, es geht dann doch nicht an den Offenbachplatz.
01:09:09: Zum anderen ist es aber auch so, dieser Neuanfang bedeutet auch die Magazine sind leer, viele Stücke, die meisten sind abgespielt.
01:09:19: Es gibt eine Übernahme, die wir aus der letzten Spielzeit mit herübernehmen.
01:09:26: So muss man natürlich auch ein Repertoire aufbauen, dass man spielen kann und wir werden jetzt nicht die nächsten zwei Monate nur Imagen spielen können.
01:09:37: Deswegen zeigen wir relativ schnell auch Produktionen, die schon erfolgreich in Wien, in Berlin zum Beispiel gelaufen sind und bringen die mit, so dass wir unser Ensemble vorstellen und ein Repertoire haben.
01:09:53: und so können wir jetzt einmal am Eröffnungswochenende Imagine sehen.
01:09:58: Danach gibt es der Name von dem Literatur Nobelpreisträger John Fosse.
01:10:04: Danach gibt es Motherfucking Hood, eine Produktion, die ich aus dem Berliner Ensemble geholt haben mit der wunderbaren Klote Demo über Mutter sein.
01:10:16: und die Woche drauf gibt es dann eine Produktion Genesis, eine unfassbare Komödie haben gemacht von Basti Reiber aus der Schaubühne, die wir präsentieren.
01:10:29: Wir präsentieren Aufstieg und Fall des Rene Benko.
01:10:33: Und so passiert eben Neuproduktionen wie Onkel Vanja, was dann auch noch in den nächsten Tagen auf die Bühne kommt, Nebenproduktionen, die schon mal gelaufen sind.
01:10:44: Und so wird natürlich ein ordentliches Programm geboten, wo ich hoffe, dass die Kölnerinnen und Kölner sagen, na das interessiert mich das ein oder andere, da komme ich vorbei.
01:10:54: Ich frage mich, weil wir so viele darüber gesprochen haben, auch was Theater leisten kann und auch muss jetzt vielleicht gerade in dieser Zeit für unsere ja nun mal bedrohte Demokratie, was zumindest ich mir lange gar nicht vorstellen konnte, dass sie wirklich so bedroht sein könnte jemals.
01:11:09: Und sie haben beschrieben, was Theater alles kann.
01:11:11: Und auf der anderen Seite sehen wir ja das genau diese Fähigkeiten, also Empathie.
01:11:16: auszuhalten, dass die Welt komplex ist, dass es nicht Schwarz und Weiß gibt, dass es nicht die einfachen Antworten gibt.
01:11:21: Also genau das, was Theater verhandelt, dass das aber in den gesellschaftlichen Debatten eigentlich immer in den Hintergrund gedrängt wird und stattdessen wir eben sehen, wie populistisch viele Debatten sind, welche Folgen das hat.
01:11:33: Da frage ich mich eben manchmal, wenn man jetzt wie Sie so Theater macht und genau ja versucht, das Gegenteil zu erreichen.
01:11:39: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie sehen, wie sich die politische Stimmung in diesem Land verändert und welch dramatische Folgen das bei uns und ja auch, wir sehen es ja auch in fast allen Ländern, die uns so umgeben hat.
01:11:51: Also ist man da manchmal so, dass man denkt, warum mache ich das eigentlich alles überhaupt noch?
01:11:55: Oder denken Sie, nee, jetzt gerade es recht?
01:12:01: Ja, man kann frustriert werden, wenn man in die Welt hineinschaut und sieht, wie ... Populisten, wie rechtes Gedankengut einen Zulauf bekommen und wie die Dinge nicht so funktionieren, wie sie eigentlich nach meinen humanistischen Grundsätzen funktionieren sollten.
01:12:26: Und da werden wir die Welt nicht ändern können.
01:12:31: Aber wenn jeder Mensch versucht, widerständig gegen solchen Fanatismus und Menschenfeindlichkeit zu sein, wenn wir das gemeinsam laut tun, können wir für unsere Demokratie und für unser Miteinander kämpfen.
01:12:48: Und das werden wir tun.
01:12:50: Dafür stehe ich morgens auf, widerständig zu sein und dafür zu kämpfen, dass wir gleich sind.
01:13:04: Wir kommen zum Schluss des Podcast.
01:13:06: noch ein paar kurze Fragen mit der Bitte um kurze Antworten.
01:13:11: Wir haben gerade in unserer Serie Hundert Ideen für Köln, eine schöne Idee vom Moderator Domian gehabt.
01:13:16: Jürgen Domian, der fordert zehntausende neue Bäume für Köln und sagt, anfangen könnte man mit japanischen Kirschblüten auf dem Platz vor dem Schauspiel, weil A. Touristenanziehungspunkt und B. Betonwüste begrünen, würden Sie es mitgehen?
01:13:31: Das ist eine sehr schöne Idee.
01:13:33: Ich habe gelernt, dass dieser große Platz, dieser Offenbachplatz, ursprünglich ein Parkplatz gewesen ist, weil man in den fünften Jahren mit dem Auto zur Oper fahren wollte und ein Auto direkt davorstellen wollte.
01:13:49: Der Platz wird jetzt schöner.
01:13:50: Es gibt Bänke, es wird Cafés geben.
01:13:55: Ganz gespannt.
01:13:56: Gegen Kirschblüten, Bäume habe ich überhaupt nichts.
01:13:59: Sehr schön.
01:14:00: Wer sind denn eigentlich so die Menschen, die gerade auf sie zukommen und sagen, Herr Bachmann sei schon hervorges.
01:14:07: Wir wollen sie unbedingt kennenlernen.
01:14:09: Also neben uns beiden jetzt.
01:14:11: Aus welchen Ecken kommen die Leute so?
01:14:14: Oder welche Kontaktaufnahme hat sie am meisten überrascht?
01:14:17: Vielleicht fragen wir so.
01:14:21: Ich habe aufregende Menschen.
01:14:24: kennengelernt und aus Politik, aus Kultur vornehmlich.
01:14:34: Aber ich lerne auch wirklich spannende Leute abends, die gar nicht zu mir kommen, sondern die ich zu denen komme, die beim Bäcker arbeiten und abends noch ein Bier trinken.
01:14:48: Also das, ja, ich glaube, das ist gut zu sagen, dass man Wo findet man als Kulturschaffender noch Orte, wo man nicht nur unter Kulturschaffenden in der eigenen Bubble hängt und dort rauszugehen und andere Perspektiven kennen zu lernen?
01:15:08: Das ist notwendig und auch wichtig für unseren Job.
01:15:12: Bei Imagine ist ein Bürgermeister auf der Bühne.
01:15:15: In Köln wird am Sonntag gewählt.
01:15:17: Stichwahl gibt es.
01:15:18: Was ist denn ihr Wunsch oder vielleicht auch ihre Forderung an denen?
01:15:22: oder die neue UB?
01:15:25: Ich würde mir von dem Bürgermeister, von der Bürgermeisterin wünschen, dass sie stolz sagt, wir Kölnerinnen und Kölner haben eine großartige Kultur, die gilt es zu schützen, die gilt es wachsen zu lassen, weil wir wollen wieder dahin zurück, wo wir mal als Kulturhauptstadt gewesen sind.
01:15:51: Sie haben eben gesagt, als Sie hier ankommen, jetzt langsam steigt die Nervosität bei Ihnen doch jetzt vor der großen Prämiere.
01:15:57: Was macht Sie am meisten nervös?
01:16:01: Tja, es ist das Ungewisse, was vor einem steht und dass man irgendwann die Karten auf den Tisch legen muss.
01:16:10: Man kann dann in der Probe... Proben, das macht man dann so für sich.
01:16:16: Und irgendwann kommt der Moment, da wird der Vorhang aufgegangen und alle können drauf gucken.
01:16:20: Und wie werden dann die Menschen reagieren, wenn sie das sehen?
01:16:25: Das kann man sich ausdenken, aber planen kann man das nicht.
01:16:29: Und da ist man aufgeregt.
01:16:32: Es ist vielleicht ein ähnliches Gefühl, wie man damals hatte, als man fünf oder sechs Jahre alt war und dachte mir, ich weiß, Weihnachten wird kommen, aber was?
01:16:42: geschenkt bekommen, weiß ich nicht.
01:16:44: Vielleicht werde ich mich freuen, vielleicht auch nicht.
01:16:47: So wird man aufgeregt wie vor Weihnachten und jetzt bin ich dreieinfünfzig und habe ähnliche Gefühle für den Saisonstart.
01:16:54: Wir hoffen natürlich, dass Sie nur schöne Dinge geschenkt bekommen.
01:16:58: Weil wir ja gerade gesagt haben, dass man auch mal raus muss aus der Bubble.
01:17:02: Würde ich mich freuen, wenn Sie zum Schluss vielleicht an Leute, die das hören und jetzt lange nicht mehr im Theater waren.
01:17:08: Wenn Sie denen mal ein Tipp mitgeben für jemand, der nicht so Theater erfahren ist und sagt, ich hätte jetzt Lust in der neuen Spielzeit mir irgendwas anzugucken, was würden Sie denen empfehlen, welches Stück sollten die sich angucken?
01:17:19: Also, wenn Sie einfach unbeschwert lachen wollen.
01:17:25: Bastakiten lieben, gehen Sie in Genesis.
01:17:28: Wenn Sie wissen wollen, wirklich verstehen, warum so viel Gelder Galeria Kaufhof nicht gerettet haben, die wir doch als Steuerzahler gezahlt haben, gucken Sie sich die Aufstieg und Fall des René Bencus an.
01:17:45: Wenn Sie keinen erhobenen Zeigefinger sehen wollen, sondern einfach nur etwas erleben wollen, wo sie sich danach die Nacht drüber unterhalten können, was sie alles gesehen haben.
01:17:56: Kommen sie Imagine gucken.
01:17:58: Und wenn sie dann doch ein Fable dafür haben von deutscher Klassik, gucken sie sich den Faust an.
01:18:06: Ich verspreche Ihnen, sowas haben sie noch nicht gesehen.
01:18:10: Ich
01:18:10: würde sagen, da muss doch eigentlich für jeden und jede was dabei sein, oder?
01:18:13: Absolut,
01:18:14: ja.
01:18:14: Gut zusammengefasst.
01:18:17: Wir freuen uns sehr, wir sind sehr gespannt.
01:18:19: Drücken natürlich fest die Daumen, dass es gut wird.
01:18:22: Und das ist ja nicht nur die eine Premiere, muss man sagen, sondern sie legen ja gleich das ganze Wochenende los und das Wochenende drauf auch noch mal.
01:18:30: Also sehr spannende Wochen, die da jetzt vor ihnen liegen.
01:18:32: Alles Gute.
01:18:33: Wir werden uns das natürlich anschauen und danken Ihnen sehr, sehr herzlich, dass Sie heute trotzdem die Zeit gefunden haben, zu uns zu kommen.
01:18:39: Vielen Dank, Herr Vogels.
01:18:40: Ja, herzlichen Dank für die Einladung.
01:18:42: Schön war's.
01:18:43: Danke, sage ich auch.
01:18:44: Tschüss.
01:18:45: Bin
01:18:45: ich auch.
01:18:45: Tschüss.
01:18:46: Vielen Dank auch an Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, dass Sie bis zum Ende der Folge dabei geblieben sind.
01:18:51: Wenn Sie dem Podcast-Talk mit Karl mögen, dann abonnieren Sie ihn gerne kostenfrei bei einer Plattform Ihres Vertrauens, zum Beispiel Spotify oder Apple oder Deezer.
01:19:00: So verpassen Sie nämlich keine neue Folge.
01:19:03: Der nächste Talk erscheint wie immer Donnerstags um sieben Uhr morgens.
01:19:06: Machen Sie es gut bis dahin und ich freue mich, wenn Sie wieder reingehen.
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