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Wie überraschend sind die Kölner Wahl-Ergebnisse, Ansgar Hudde? Der Kölner Soziologe im Gespräch

Shownotes

Die endgültigen Wahlergebnisse für Köln in allen Wahlkreisen gibt es hier im Überblick.

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Der "Kölner Stadt-Anzeiger" bündelt seine Berichterstattung zu den Kommunalwahlen hier.

Ansgar Huddes Buch „Wo wir wie wählen: Politische Muster in Deutschlands Nachbarschaften“ ist im Juni 2025 Campus Verlag erschienen

In diesem Gastbeitrag für den Kölner Stadt-Anzeiger hat Ansgar Hudde seine Wahlmuster erklärt.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Was bei der Linken ganz interessant ist, ist, dass sie es in diesem Jahr schafft, relativ unterschiedliche Milieus anzusprechen.

00:00:05: Das haben wir auch bei der Bundestagswahl gesehen.

00:00:07: Also wir sehen sowohl, ich meine, sich sehr beliebt bei jungen Frauen, insbesondere auch jungen akademisch gebildeten Frauen, aber auch in manchen migrantischen Gruppen und auch in manchen wenig privilegierten Gruppen unterschiedlicher Altersgruppe, etwa in Korweiler.

00:00:21: Also da haben wir eine recht große Bandbreite.

00:00:34: Herzlich Willkommen zu Talk mit Kar, dem Podcast des Kölner Stadtanzeiger, der nur eine Regel hat.

00:00:40: Wir laden interessante Menschen aus Köln ein.

00:00:42: Wir zeichnen diesen Podcast auf am Montag, Vormittag, Fünfzehnte September, elf Uhr.

00:00:48: Die Wahl in Köln ist gerade vorbei.

00:00:50: Und die Stichwahl am achtentzwanzigsten September liegt vor uns.

00:00:53: Es waren spannende Stunden gestern nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Lokalreaktion Köln, die bespät in die Nacht Wahlergebnisse aktualisiert hat und natürlich auch die Wahlpartys der Parteien besucht hat.

00:01:03: Um diese Ergebnisse der Wahl jetzt einzuordnen, habe ich meine Kollegin Julia Hahn Klose, Redakteurin der Kölner Lokalreaktion zu Gast.

00:01:10: Guten Morgen, Julia.

00:01:12: Guten Morgen.

00:01:14: War ein langer Abend gestern, oder?

00:01:16: Allerdings, er war lang, aber auch spannend.

00:01:17: Ich war erst im Rathaus und später bei den Linken, die ihr historisch bestes Ergebnis in Köln geholt haben.

00:01:23: Erst mal zwei Direktmandate für den Stadtrat und es fehlte auch nicht viel, dann hätten sie ihr Ergebnis von vor fünf Jahren tatsächlich verdoppelt.

00:01:32: Der auch schon der Linken auch in Köln hält eindeutig an.

00:01:35: Ja, die haben natürlich einen Anlass zum Jubeln gehabt.

00:01:39: Das ist der Bundestrend im Moment, der sich hier in Köln fortsetzt, wie du schon richtig sagst.

00:01:44: Darüber werden wir gleich bestimmt ausführlicher sprechen, aber wir beide sind ja nicht allein im Podcast-Studio, sondern wir begrüßen unseren gemeinsamen Gast.

00:01:51: Dr.

00:01:52: Ansgar Hoode, Soziologe an der Uni Köln, sein Buch, wo wir wie wählen.

00:01:56: Politische Muster in Deutschlands Nachbarschaften ist im Juni im Campusverlag erschienen und wir freuen uns sehr, dass er mit uns beiden die Ergebnisse der Wahl heute einordnet.

00:02:05: Schön, dass Sie da sind, Herr Hoode.

00:02:06: Guten Morgen und danke für die Einladung.

00:02:09: Sie haben den Wahlkampf im Kölner Stadtanzeiger vor dem Wahlabend schon mehrfach analysiert und dieser Wahlkampf hat sich für Sie Träge angefühlt und wenig polarisiert.

00:02:17: Wenig Polarisierung ist das nicht erst einmal gut?

00:02:21: Tendenziell, ja, es ist sehr, sehr schön, wenn die Kandidierenden zivilisiert miteinander umgehen.

00:02:27: Also wenn man sieht, die kommen miteinander zurecht, die behandeln sich respektvoll, das ist schön.

00:02:32: Weniger schön kann es als ein Element sein, wenn man das Gefühl hat, das hört sich alles so gleich an.

00:02:36: Da hatte ich auch mal diese Beispiele gemacht.

00:02:38: Mit alle Sagen im Grunde, Köln muss wieder funktionieren.

00:02:40: Ich will in Köln, das besser funktioniert und so weiter.

00:02:43: Statt mit Herz aber Haltung war auch was.

00:02:47: Wo man teilweise die Wallplakate nebeneinander hatte, der großen Parteien.

00:02:51: Genau, das Gefühl hat, egal, wo man jetzt genau sein Kreuz macht, irgendwie kommt ja doch was Ähnliches bei raus.

00:02:58: Ja, Träge hat sich der gestrige Abend dann auch gar nicht angefühlt.

00:03:01: Im Gegenteil, er war ziemlich spannend.

00:03:03: Ins Besondere der große Vorsprung der grünen OB-Kandidatin, Beri-Wan Eimers, die am Ende, dass er am Ende, aber auch der überraschend deutliche Abfall des CDU-OB-Kandidaten, Markus Greitemann, hat sich in den Umfragen vor der Wahl nicht so deutlich abgezeichnet.

00:03:18: Was hat sie besonders überrascht?

00:03:20: Genau, das ist auch der Punkt, der mich am meisten überrascht hat.

00:03:22: Ich hätte damit gerechnet, dass die relativ nah beieinander sind.

00:03:26: Die Umfrage, vorher hätte er eher ergeben, dass Burmester vielleicht einen leichten Vorteil hat.

00:03:30: Jetzt sehen wir aber, Greitemann konnte scheinbar außerhalb von der CDU-Wellerschaft überhaupt nicht mobilisieren.

00:03:38: Und Berivan Eimers hat zumindest so ein paar Leute noch dazu geholt.

00:03:42: Und ja, also der Abstand ist größer, als ich es erwartet hätte.

00:03:46: Sie haben sich vor der Wahl ja ein bisschen geschockt davon gezeigt, wie gering der Bekanntheitsgrad der wichtigsten Kölner OB-Kandidatin und Kandidaten war.

00:03:53: Also es gab vorher eben zwei repräsentative Umfragen.

00:03:57: Noch mal zur Erklärung, den Kölncheck und den Kölnradar.

00:03:59: Und da war der Zuspruch eben noch besonders schwach.

00:04:03: Wie kann man das denn jetzt einordnen, wenn man auf das Ergebnis der OB-Kandidatin und Kandidaten für Köln guckt?

00:04:10: gar nicht so leicht.

00:04:12: Wir wissen ja immer nicht, was war eine Wahl aus Überzeugung oder vielleicht sogar Begeisterung und was war einfach eine, naja, irgendwo muss ich ja mal ein Kreuz machen.

00:04:19: und wenn ich wählen will und viele wollen wählen, viele wählen auch, weil sie die radikal Rechte verhindern wollen und dann muss man ja irgendwo sein Kreuz machen.

00:04:28: Wie viel Begeisterung dabei ist?

00:04:31: Auffällig ist natürlich, dass keiner der OB-Kandidatin oder Kandidaten auf über dreißig Prozent gekommen ist.

00:04:36: Das sieht in Düsseldorf zum Beispiel ganz anders aus, wo der Amtsinhaber muss man natürlich auch sagen, der CDU-Oberbürgermeister Stefan Keller ja deutlich mehr bekommen hat.

00:04:45: Also Ergebnisse unter dreißig Prozent, damit kann man eigentlich grundsätzlich wahrscheinlich nicht zufrieden sein, oder?

00:04:50: Ich würde weiterhin sagen, dass niemand von denen so wirklich sehr gezogen hat.

00:04:55: Niemand hat eine wirklich große Zugkraft, vor allem nicht übers eigene Milieu hinaus, aber auch niemand wurde jetzt wirklich hart abgestraft von denen.

00:05:05: Ein mittleres, mittiges Ergebnis da nicht.

00:05:08: Wenn man aufs Ratsergebnis guckt und dann die Prozente der OB-Kandidaten vergleicht, dann fällt auf, dass das fast eins zu eins ist.

00:05:16: Der CDU-Kandidat Markus Greitemann hat ungefähr so viele Stimmen bekommen oder fast genau so viele Stimmen bekommen, wie die CDU jetzt im Rat hat.

00:05:22: bei der SPD ist das ähnlich.

00:05:24: Nur bei Berri Van Eimers fällt auf, dass sie möglicherweise von dem Linkenlager ein paar Stimmen abbekommen hat, weil Herr Kokerbeck, der OB-Linkenkandidat, hat ein bisschen weniger bekommen als die Linke.

00:05:34: im Stadtrat.

00:05:35: Heißt das am Ende, dass eigentlich jeder der OB-Kandidaten nur seine eigenen Wählerinnen und Wähler, also die der Partei, dann auch mobilisieren konnte?

00:05:43: Im Grunde ja, mit den eben ein paar Prozent bei allmaß.

00:05:47: Und das war auch eine Frage, an der ich mich überhaupt gefragt habe, schafft sie es überhaupt in die Stichwahl?

00:05:52: Weil ja erwartbar war, dass die Linke deutlich zulegt, das hat man ja auch bei der Bundestagswahl gesehen.

00:05:57: Und dann ist die Frage, wie viel wird, ich sag mal, Überzeugung ideologisch gewählt oder vielleicht auch pragmatisch?

00:06:03: Denn natürlich, wenn ich denke, ich will irgendwie eine möglichst linke Politik, ich kann den linken Kandidaten wählen, aber es ist ja erst mal fast ausgeschlossen, dass er in die Stichwahl kommt und selbst wenn es ist ausgeschlossen, dass er gewinnt.

00:06:14: Also wähle ich den pragmatischen Weg und mach meinen Kreuz dann bei der Grünen.

00:06:19: oder wähle ich eher sozusagen die reine Lehre der Versuch.

00:06:23: Ja, jetzt in die Stichwahl gehen Thorsten Burmester, OB-Kandidat der SPD und Beri-Wan Eimers, OB-Kandidatin der Grünen.

00:06:30: Herr Burmester hat sehr gute Karten, haben Sie vor der Wahl prognostiziert?

00:06:34: Wovon gehen Sie am achtendzwanzigsten September aus?

00:06:37: Ja, in der Tat.

00:06:38: Genau, ich hatte damals gemeint oder vor der Wahl gedacht, wenn Burmester in die Stichwahl kommt, wird er wahrscheinlich auch gewinnen.

00:06:45: Ich würde es ein bisschen abschwächen, einfach weil der Abstand, also weil die grüne Kandidatin doch stärker war, als ich erwartet hätte.

00:06:53: Wären die jetzt beide fast gleich auf, hätte ich gedacht, okay, Vorteil liegt eindeutig bei der SPD.

00:06:58: So,

00:06:59: wahrscheinlich hat er immer noch einen leichten Vorteil.

00:07:02: Mal sehen, weil ich meine, also Beribern Eimers wird vermutlich noch ein paar mehr von den linken Stimmen bekommen.

00:07:10: Allerdings, manche von denen hat sie ja eh schon bekommen von den eher pragmatisch orientierteren.

00:07:15: Wo gehen die CDU-Stimmen hin?

00:07:17: Wahrscheinlich eher zur SPD als zu den Grünen.

00:07:20: Und was passiert zum Beispiel mit den ja immerhin doch zehn Prozent oder neun Prozent der AfD?

00:07:25: Gibt es da manche, die sagen, SPD ist das kleinere Übel aus meiner Sicht?

00:07:30: oder gibt es viele, die sagen, ich bleib zu Hause, das ist mir eh egal.

00:07:34: Dann wird natürlich noch spannend sein, also ich sage mal auch die FDP, da gibt es ja auch immerhin, zwei Komma neun Prozent, die einen Gehörzel gewählt haben, die fallen natürlich auch ins Gewicht, wenn die wählen gehen, genauso wie natürlich die kleinen Wählergruppen, die Partei, etc.

00:07:48: Und das ist natürlich spannend, dass man dann mit Rot und Grün ja zwei Kandidaten vom Linken Lager im Rennen hat, während es natürlich völlig anders ausgegangen wäre, wenn jetzt Herr Greitemann gegen einen von den beiden hätte antreten müssen.

00:08:03: Absolut, genau.

00:08:03: Also wir haben jetzt zwei aus der linken Hälfte.

00:08:06: und das dann auch die Frage, wie positionieren die sich?

00:08:09: Ich denke vor allem Eimers, also wer von denen geht irgendwie mehr Richtung Mitte oder bemüht sich mehr ums konservative Lager?

00:08:16: Eimers hat vielleicht auch das größere Risiko, würde sie das machen, würde sie vielleicht wieder die linken Wähler verlieren?

00:08:22: Nicht, dass sie dann unbedingt Burmester wählen, aber vielleicht bleiben sie dann einfach zu Hause.

00:08:26: Es ist naheliegender Das Burmester sagt, ich versuche jetzt die ganzen von der CDU abzugreifen, aber muss natürlich auch aufpassen, dass nicht manche aus der linken Hälfte der SPD dann sein.

00:08:37: gerne dann, dann wähle ich lieber Eimers.

00:08:39: Also, es ist Herausforderung auf jeden Fall für beide.

00:08:41: Das heißt,

00:08:42: es wird auf jeden Fall spannend.

00:08:43: Was würden Sie den Kandidaten raten?

00:08:45: Kann man das jetzt überhaupt gut?

00:08:47: Sie haben ja das Dilemma gerade schon geschildert.

00:08:49: Ja, einfach ist es wirklich nicht.

00:08:51: Also, ein Punkt für Eimers wäre, ich habe nur immer so ein bisschen geschaut auf Instagram, von wo?

00:08:57: Postet sie Fotos.

00:08:58: Und ich hatte irgendwie das Gefühl, ich sehe Ernfeld, Ernfeld, Ernfeld.

00:09:02: Okay, dann auch mal Mühlheim, vielleicht auch mal Nippes und Südstadt.

00:09:05: Aber irgendwie außerhalb in den weiter außen liegenden Bezirken, da habe ich sie überhaupt nicht wahrgenommen, zumindest.

00:09:12: Ich hatte dann in dem Artikel beschrieben, dass man in Köln so eine Art Kreis ums Rathaus ziehen kann, Radius von vierenhalb Kilometern.

00:09:20: Im Grunde, soweit ich gesehen habe, Bärri Van Almas, war nur innerhalb des Kreises.

00:09:23: Aber die Hälfte der Stadt ist außerhalb, die Hälfte der Wahlbevölkerung.

00:09:27: Da würde ich dir empfehlen, hinzugehen.

00:09:29: Ich glaube, bei Burmester war es eh schon ein bisschen ausgeglichener.

00:09:32: Aber natürlich gleich ist es prinzipisch immer, jetzt geht es nicht nur darum, irgendwie das eigene Milieu zu mobilisieren, sondern alle zu erreichen.

00:09:40: Ja, in ihrem aktuellsten Buch, wo wir wie wählen politische Muster in Deutschlands Nachbarschaften, beschäftigen sich mit politischen Mustern in Deutschland und sie sagen, Köln steht exemplarisch für westdeutsche Metropolen.

00:09:51: Hier zeigen sich typische Muster besonders klar.

00:09:54: Am Sonntag wurden ja nicht nur die OB-Kandidaten, sondern die Parteien gewählt.

00:09:57: Und wir würden gerne anhand des aktuellen Wahlergebnisses in Köln darüber sprechen, wie sie das meinen.

00:10:02: Also warum steht Köln typischerweise für westdeutsche Metropolen?

00:10:05: Wenn

00:10:07: man sich anschaut, wie sind Städte an sich aufgebaut, dann ist so ein ringförmiges Muster des typischen.

00:10:13: Das sehen wir halt in Köln sehr, sehr klar mit den Ringstraßen, mit dem grünen Gürtel.

00:10:18: In manchen anderen Städten sieht man das im Grundprinzip auch, aber es wird so überlagert durch andere Faktoren.

00:10:23: Im Ruhrgebiet haben wir hier die Nord-Süd-Unterscheidung.

00:10:26: In Hamburg haben wir überall die Wasserwege, in Stuttgart die Hügel.

00:10:31: In Köln ist eben diese Grundform, diese kreisförmiger Stadtaufbau ist relativ deutlich erkennbar.

00:10:38: Und dann der andere Punkt, was ja typisch ist für Großstädte ist, dass sie eine relativ akademische Bevölkerung haben.

00:10:44: Viele Leute haben Hochschulabschluss, es gibt viele, die studieren.

00:10:47: Und auch das sieht man in Köln eben recht stark, stärker als jetzt zum Beispiel in Städten, in manchen Städten im Ruhrgebiet.

00:10:56: Sie haben jetzt die Topografie beschrieben und natürlich auch ein bisschen das Spezifikum von Universitätsstätten natürlich, wo die Menschen oft einen höheren Bildungsgrad haben.

00:11:06: Aber was hat das jetzt sozusagen mit dem Wahlverhalten der Kölnerinnen und Kölner zu tun?

00:11:14: Der Bildungsstand auch auf Nachbarschafts-Ebene ist ein sehr, sehr starker Predictor fürs Wahlverhalten.

00:11:18: Das korreliert vor allem extrem stark mit dem Wahlergebnis der Grünen.

00:11:21: Je mehr Menschen in einem Stadtteil Hochschulabschluss haben, desto mehr Leute wählen Grüne.

00:11:26: Umgekehrt, wie weniger Menschen Hochschulabschluss haben, desto mehr wählen die Leute AfD.

00:11:31: Und wir sehen in vielen Städten in Köln auch eben so ein Innenstadt und außen liegender Gegensatz.

00:11:38: In den Innenstadtnahen Gebieten gar nicht unbedingt so.

00:11:42: das absolute Zentrum, also die ganzen Viertel drumherum, das Ehrenfeld, Syls, Lintentein, Nippes und so weiter.

00:11:49: Da haben die Parteien links der Mitte eine sehr starke Position.

00:11:52: Das ist dann das, was ich als des grünen Links war, ich muss da bezeichnen.

00:11:55: Wenn man rausgeht, auch in Nachbarschaften, die vielleicht schon so ein bisschen Vorortcharakter haben, teilweise ja auch eigenständige Dörfer waren und eingegliedert wurden irgendwann.

00:12:06: Da haben wir so einen Wahlverhalten, was viel mehr so aussieht wie auch das Umland von Köln.

00:12:11: Und das im Grunde dann auch, wo so gewählt wird, wie der Bundestag aussieht.

00:12:15: Und dazwischen haben wir so ein paar Nachbarschaften.

00:12:18: Korweiler ist vielleicht das auffälligste Beispiel, wo es das gibt, was sich AfD trifft, linke Wahlmuster nennen, wo die AfD ziemlich stark ist.

00:12:27: Korweiler ist auch jetzt wieder der Stadtteil, wo die AfD am stärksten ist.

00:12:31: wo auch die Linke eingestimmen bekommt und alles Schwach ist, was schon mal an der Bundesregierung beteiligt war.

00:12:38: Das leuchtet mir jetzt für die AfD zum Beispiel ein.

00:12:40: Und tatsächlich, wenn wir nach Corvalla gucken, werden wir gleich sicherlich noch näher drüber sprechen.

00:12:45: Da ist die AfD ja sehr, sehr stark vertreten.

00:12:47: Aber was mit CDU-Wählerinnen und Wählern?

00:12:49: Das sind doch auch gut gebildete Menschen, ganz oft die eben auch die CDU wählen.

00:12:55: Und also wenn wir mal nach Rodenkirchen gucken, jetzt kein klassischer Innenstadtbezirk, da ist die CDU zum Beispiel besonders stark.

00:13:01: Ja, absolut.

00:13:01: Das hängt dann wieder ein bisschen mit der Altersverteilung zusammen.

00:13:05: Grün-Links-Nachbarschaften haben wir viele Leute, viele junge Erwachsene.

00:13:10: In den Nachbarschaften, wo wir auch hohe Bildungsniveaus haben, aber die CDU stark ist, da haben wir dann eher die Leute in den mittleren bis höheren Altersgruppen stärker vertreten.

00:13:19: Ja, wenn wir dann noch mal auf die AfD in Chorweiler schauen, hat sie da geholt.

00:13:24: In Ports steht sie bei sechszehn Prozent.

00:13:26: In Kalk bei vierzehn.

00:13:27: Das niedrigste Ergebnis hat sie im Bezirk Innenstadt mit nur vier Komma sieben fünf.

00:13:31: Und im Rat hat die AfD das Ergebnis aber fast verdoppelt.

00:13:35: Was ziehen Sie da raus für den Schluss?

00:13:37: Ja, also wir sehen zum einen mal, dass die AfD überall zulegt, aber halt auf ganz unterschiedlichem Niveau.

00:13:42: In Sylt, ich weiß jetzt nicht, die genauen Zahlen, aber wahrscheinlich sind wir irgendwie von zweieinhalb auf fünf Prozent oder so.

00:13:48: Und genau, wenn man Bezirk-Coreweller schaut, ich glaube, dann sind wir über achtzehn Prozent, würden wir jetzt nur auf den Stadtteil schauen, sind wir, glaube ich, eher bei knappen dreißig schon.

00:13:57: Auf jeden Fall über fünfundzwanzig, wenn ich es richtig im Kopf habe.

00:13:59: Ich müsste es jetzt auch nochmal genau nachgucken, was dann um zwei Uhr das Endergebnis war.

00:14:04: Aber dadurch sehen wir halt so eine Spreizung.

00:14:07: Selbst wenn sie sich überall vielleicht ungefähr verdoppelt, aber ja, einmal ist es halt von zweieinhalb auf fünf und einmal von zwölf auf vierundzwanzig oder von fünfzehn auf dreißig, dann sehen wir, dass da sich die Stadt auseinander entwickelt.

00:14:22: Und das hat sich auch schon bei der Bundestagswahl angedeutet.

00:14:26: Also dadurch werden die politischen Lebensrealitäten in der Stadt unterschiedlicher und vor allem entlang dieses Zentrumsnahegebiete und dann so ein paar außen liegende Gebiete.

00:14:37: Köln ist ja eigentlich oft immer stolz auf sich, dass sie noch eine sehr stabile Stadt auch gegen Rechtsextremismus sind.

00:14:46: War natürlich in den repräsentativen Umfragen vor der Wahl.

00:14:50: Die AfD insgesamt noch mal stand sogar weiter oben, noch bei zwölf Prozent.

00:14:54: Jetzt ist die AfD bei neun Prozent im Stadtrat gelandet.

00:14:58: Und wenn man sich Lars Wolfram, den OB-Kandidaten von Wollt gestern Abend angehört hat, dann hat er eben gesagt, dass er ganz, ganz stark frustriert darüber ist, wie stark die AfD in Köln jetzt trotzdem geworden ist.

00:15:10: Man kann natürlich sagen immer noch deutlich unter NRW-Landestrend und vom Bundesdurchschnitt müssen wir gar nicht reden.

00:15:17: Trotzdem sind wir da in Köln möglicherweise doch ein bisschen zu selbstbewusst gewesen.

00:15:24: Das ist immer eine gefährliche Frage, gerade in dieser Stadt.

00:15:27: Wir sehen auf jeden Fall, dass die AfD überall in der Bundesrepublik zulegt, auf unterschiedlichen Niveau mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

00:15:34: Aber ja, auch in Köln legt sie zu.

00:15:37: Und da ist noch ein bisschen die Frage, sehen wir in Köln eine Entwicklung wie anderen Orts nur langsamer?

00:15:44: ist sie in fünf Jahren vielleicht dann bei fünfzehn oder zwanzig Prozent oder erreicht sich hier irgendwann ein Plateau.

00:15:50: Aber es ist schon schon wichtig zu betonen, die AfD ist sowieso kein Ostphänomen mehr, kein reines.

00:15:59: Und es ist auch kein Phänomen von irgendwie nur Ecken, die außerhalb der Großstadt liegen.

00:16:03: Es ist auch hier ein Thema.

00:16:05: Klar, neun Prozent, das ist was, da wird man auch im Stadtrat mit umgehen müssen, aber auch können.

00:16:10: Aber natürlich ist es eine deutliche Zunahme.

00:16:14: Kommen wir vielleicht mal zu den Linken, Julia.

00:16:16: Gerne, genau.

00:16:18: Die Linken haben ihr Ergebnis ja fast verdoppeln können.

00:16:22: Wer wählt denn eigentlich in Köln die Linke?

00:16:25: Wenn wir so mal auf die regionalen Muster anschauen, dann ist die Linke stark in, zum Beispiel, Ehrenfeld, aber auch in Kalk und Mühlheim.

00:16:34: Auch in Corvaila.

00:16:36: Was bei der Linken ganz interessant ist, dass sie... Es ist in diesem Jahr schafft, relativ unterschiedliche Milieus anzusprechen.

00:16:41: Das haben wir auch bei der Bundestagswahl gesehen.

00:16:43: Also wir sehen sowohl, ich mein, sich sehr beliebt bei jungen Frauen, insbesondere auch jungen akademisch gebildeten Frauen, aber auch in manchen migrantischen Gruppen und auch in manchen wenig privilegierten Gruppen unterschiedlicher Altersgruppe, etwa in Korweiler.

00:16:58: Also da haben wir eine recht große Bandbreite.

00:17:00: Was sich dann oft unterscheidet, ist mit wem die Linke sozusagen konkurriert?

00:17:05: In Ehrenfeld z.B.

00:17:06: stark mit den Grünen, in Chor, weil er vielleicht manchmal sogar mit der AfD oder auch einfach mit der Nichtwahl oder der SPD, in Kalk auch eher mit der SPD.

00:17:15: Ist davon auszugehen, dass die Grünen einiges an Stimmen an die Linken abgegeben haben?

00:17:21: Tendenziell ja.

00:17:22: Ich glaube bei der Bundestagswahl sah es eindeutig so aus in manchen Ecken.

00:17:27: Bei der Kommunalwahl, das war es ja so, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass

00:17:50: die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass die grünen, dass.

00:17:55: Die linke Hälfte des Parteienspektrums insgesamt ist ja quasi gleich großgeblieben und es gibt dann eher so eine Verschiebung darin.

00:18:01: Jetzt haben Sie gerade gesagt, junge, gut ausgebildete Frauen als neue Wählerinnengruppe dann für die Linken, ist das der Heidi Reichenick Effekt?

00:18:10: Vielleicht zum Teil.

00:18:12: Es ist sicherlich auch eine gewisse Unzufriedenheit mit den Grünen, dass manche in dieses Gefühl hatten, die gehen vielleicht zu sehr in Richtung Mitte.

00:18:21: Die machen zu wenig.

00:18:24: Grüne Kern kämen, sind ihnen zu wenig links und das sieht das dann eher bei den Linken finden.

00:18:30: Das ist natürlich gerade in Köln auch, wenn man eben zehn Jahre jetzt in einer grün-schwarzen Koalition war, dann noch mit Volt, dass dieser Gedanke dann natürlich naheliegen könnte, dass da viele Abstriche gemacht werden mussten, was den politischen Realitäten natürlich geschuldet ist.

00:18:45: Ja, genau das passt dazu her.

00:18:47: Ja, ganz NRW ist ja mehrheitlich schwarz im Ruhrgebiet jetzt auch mit einer starken AfD.

00:18:53: Die großen Städte dagegen deutlich grüner, könnte sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen?

00:18:59: Davon würde ich ausgehen.

00:19:00: Es ist auf jeden Fall ein Trend, der sich vorher schon angedeutet hat bei der Bundestagswahl, bei der Europawahl.

00:19:06: Dort, wo die Parteien links der Mitte in Summe sehr, sehr stark sind, sind sie stark geblieben.

00:19:12: Dort, wo sie schon schwächer waren, dort haben sie noch deutlich mehr verloren.

00:19:16: Ich habe mir das mal angeschaut für NRW insgesamt.

00:19:19: Die drei Parteien, zentralen Parteien, links und Mitte, also Linke, SPD und Grüne zusammen, hatten dort in Summe ihr schlechtestes Ergebnis seit über fünfzig Jahren in NRW insgesamt.

00:19:29: In Köln haben sie ihr Ergebnis aber ungefähr halten können.

00:19:32: Ich glaube, in Münster sogar ausbauen, also, ja.

00:19:36: Kleine Werbeunterbrechung in eigener Sache.

00:19:38: Hier ist Sarah Brassack, stellvertretende Chefredakteurin des Kölner Stadtanzeiger.

00:19:42: Wir berichten in der gedruckten Ausgabe oder im E-Paper des Kölner Stadtanzeiger sowie auf ksda.de täglich intensiv über alles wichtige, was in Köln passiert.

00:19:52: Aber natürlich auch in der Region, Deutschland und der Welt.

00:19:56: Dieser Podcast ist für Sie kostenfrei hörbar.

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00:20:04: Alle Infos dazu finden Sie unter ksda.de.

00:20:07: oder für das rein digitale Abonnement unter castia.de-plus.

00:20:13: Und jetzt geht's weiter mit dem Podcast.

00:20:16: Wir müssten vielleicht doch einmal noch mal über die CDU sprechen, die ja zumindest auf der OB-Kandidatenseite jetzt deutlich eben aus dem Rennen genommen worden ist.

00:20:27: Wie bewerten Sie sozusagen gerade auch diesen Unterschied, also stark in NRW?

00:20:32: auch ja sozusagen positiv immer bewertet im Zusammenspiel mit der grünen Landesregierung.

00:20:38: Also diese schwarz-grüne Koalition in NRW wird ja oft als gutes Beispiel hervorgehoben.

00:20:43: und jetzt dieser Schwäche in Köln.

00:20:45: Wahrscheinlich ist das Thema Kandidat ein Relevantes.

00:20:50: Wie war der Slogan?

00:20:51: Kein Job für Anfänger oder so?

00:20:52: Kein Amt für Anfänger.

00:20:53: Kein Amt für Anfänger.

00:20:55: Wenn man so einen Slogan sieht, dann erwartet man natürlich auch vor allem meine Managementkompetenz.

00:21:01: Diese Managementkompetenz haben aber, glaube ich, nicht alle in der Performance der Stadtverwaltung inklusive seinem Fachgebiet gesehen.

00:21:08: Würden jetzt einige sagen, war vielleicht ein Fehler, dann auf den Kandidaten zu setzen?

00:21:12: Es ist immer die Frage, was die Alternative gewesen wäre.

00:21:15: Also ein idealer Kandidat, war es sicherlich nicht.

00:21:17: Auch wenn man dann nochmal anschaut, wie eng es eigentlich gegenüber Burmester war, mit einem stärkeren Kandidaten, hätte das auch anders ausgehen können.

00:21:27: Ja, in einem Interview vor der Kommunalwahl haben sie gesagt, mit Blick auf künftige Ratsmehrheiten, die schwierig genug werden dürften, zeichnet sich aber auch in Köln ein Trend ab, den wir überall sehen, nämlich die Fragmentierung der Parteienlandschaft.

00:21:40: Neunzig Sitze hat der Rat in Köln zu vergeben.

00:21:43: Ein Teil davon fällt jetzt an kleine Parteien, wie Volt, die Ratsgruppe, Gut Klimafreunde, die Partei, das BSW.

00:21:49: Das sind teilweise nur ein bis zwei Sätze pro Partei oder Gruppe.

00:21:53: Insgesamt elf Gruppen sind jetzt im Rat vertreten.

00:21:55: Das bedeutet das für Stadträte, wenn es keine fünf Prozenthöhe gibt.

00:21:59: Es macht es schwieriger, das zusammenarbeiten.

00:22:02: Es gab ja auch ein paar Einzelbewerbungen, wobei die, glaube ich, alle nicht so erfolgreich waren.

00:22:06: Aber klar, es wird einfach eine komplexere Situation.

00:22:10: Vor allem, wenn man noch dazunimmt.

00:22:11: Jetzt haben wir die AfD mit, das sind nicht gleich, neuen Leuten oder so drin.

00:22:15: Ich gehe mal davon aus, dass die Brandmauer erhalten wird, sprich, dass man die eigentlichen Kompromisse jenseits davon findet.

00:22:23: Und dann sind die halt recht aufgesplittet, da muss man viele Leute zusammenbringen.

00:22:28: um Mehrheiten zu finden.

00:22:29: Es

00:22:29: wird ja jetzt auch in Bezug auf die möglichen Koalitionsbildungen interessant.

00:22:36: Es war ja auf jeden Fall damit gerechnet worden, dass die SPD und die CDU und die FDP möglicherweise eine Koalition bilden, wenn sie denn über fünfzig Prozent der Stimmen auf sich vereinen könnten.

00:22:46: Danach sieht es jetzt allerdings nicht aus.

00:22:48: Das heißt, diese Option für die CDU und die SPD ist jedenfalls weg.

00:22:52: Man könnte natürlich jetzt auch einfach das bisherige Ratsbündnis fortsetzen.

00:22:57: wäre auf jeden Fall sozusagen abbildbar.

00:22:59: Man käme dann auf über fünfzig Prozent.

00:23:01: Es wäre allerdings auch möglich, dass die SPD mit den Grünen zusammengeht und sich dann noch Woll dazu nimmt und man dann eben ein eindeutiger linkes Ratsbündnis hätte.

00:23:13: Wovon gehen Sie aus?

00:23:14: Es ist immer schwierig, dann den Kaffeesatz zu lesen.

00:23:17: Aber de facto ist es natürlich so, dass es auf jeden Fall eine Mehrheit eher links natürlich jetzt im Stadtrat eindeutiger gibt.

00:23:25: Ja.

00:23:26: Also wir haben die Mehrheit links der Mitte.

00:23:29: Was dann daraus gemacht wird, da muss ich auch sagen, da kenne ich dann auch die Befindlichkeiten untereinander, die ja da auch mal eine Rolle spielen, nicht ausreichend gut.

00:23:38: Es wird ja auch irgendwie spannend, wie das dann jetzt zusammengeht mit der Stichwahl.

00:23:42: Also wie weit versuchen jetzt SPD und Grüne sich voneinander abzugrenzen, wenn sie dann ja eigentlich doch zusammenarbeiten?

00:23:48: Das wird auch spannend.

00:23:50: Vielleicht noch mal unabhängig von jetzt der ganz konkreten Situation in Köln, braucht es denn überhaupt ein Bündnis im Rat auf kommunaler Ebene?

00:23:58: Mit der Alternative von wechselnden Mehrheiten?

00:24:00: oder?

00:24:01: das ist wahrscheinlich, das ist natürlich auch mal herausfordernd, wenn man sehr, sehr viel in jedem Einzelfall neu diskutieren, neue Mehrheiten finden muss.

00:24:13: macht eine Politik tendenziell Träger.

00:24:15: Und ich glaube, so eine gewisse Trägheit der Politik ist auch etwas, womit es eine gewisse Unzufriedenheit gibt im Moment.

00:24:22: Womit es keine unbedingte Unzufriedenheit geben muss, ist ja die Wahlbeteiligung.

00:24:26: Die war diesmal deutlich höher als vor fünf Jahren in Köln, siebenundfünfzig Prozent.

00:24:30: Das ist ja erst mal ein erfreuliches Signal.

00:24:33: Wir klären sich das.

00:24:35: Jetzt kann man natürlich sagen, dieses Jahr waren deutlich mehr OP-Kandidatinnen und Kandidaten, die zur Wahl standen.

00:24:40: Ist das einer der wichtigsten Faktoren?

00:24:43: Ich hätte es vor allem interpretiert, im gesamtgesellschaftlichen Kontext.

00:24:47: Das sehen wir ja auch bei Bundestagswahlen, bei Europawahlen.

00:24:50: Die Wahlbeteiligung geht hoch.

00:24:53: Ich glaube, von twoinneunzig war es, da wurde das Wort Politikverdrossen halt zum Wort des Jahres gekürt.

00:25:00: Und damit wurde irgendwie gemeint, ja, Leute sind genervt von der Politik, aber auch Leute interessieren sich nicht für Politik.

00:25:05: Und es gab, glaube ich, oft so diese Geschichte, ach, die jungen Leute, die haben ja kein Interesse mehr an Politik, die sind desinteressiert.

00:25:11: Und all das ist überhaupt nicht mehr der Fall.

00:25:13: Und ich glaube, im Nachhinein muss man auch sagen, dieses, ich sag mal, gejammere über die Leute interessieren sich nicht für Politik, war vielleicht auch ein bisschen Luxusproblem.

00:25:21: Die Leute haben sich nicht interessiert, auch weil manches halt ganz okay war.

00:25:25: Und jetzt sehen wir eine starke Politisierung.

00:25:27: Die Leute gehen häufiger zur Wahl, Leute protestieren viel mehr, gehen mehr auf die Straße, sie reden im Alltag mehr über Politik des Zeigenumfragen.

00:25:33: Und ich glaube, ein Teil dieser Politisierung liegt aber einfach daran, dass wir jetzt... deutlich größere Herausforderungen haben.

00:25:40: Wir haben nun mal jetzt eine rechtsradikale Partei, die relativ stark dasteht.

00:25:45: Wir sehen das ja nicht nur in Deutschland, wir sehen in anderen Ländern, was, wie, wie Demokratien auch kippen können.

00:25:49: Und diese riesigen Herausforderungen und Probleme, die bringen Leute an die Wahlurne bei Bundestagswahlen.

00:25:54: Und ich denke, das wirkt sich auch auf die Kommunalebene hier aus.

00:25:57: Trotzdem dieses Kuriosum der dreizehn OB-Kandidatinnen und Kandidaten für Köln.

00:26:06: Klar, also die meisten haben ja auch offen oder dann hinter den Kulissen gesagt, dass sie sich natürlich aufstellen lassen für ihre Partei, weil sie eben, wenn eine Partei ein OB-Kandidaten oder eine OB-Kandidatin stellt, man dann einfach mehr stattfindet.

00:26:20: Das hat man natürlich auch gemerkt.

00:26:21: In Podiumsdiskussionen war man dann eben vertreten, was man sonst nicht gewesen wäre.

00:26:26: Aber also trotzdem, es hat sich sehr kurios angefühlt, muss ich sagen.

00:26:30: Und ich weiß gar nicht, ob wir schon mal so viele hatten.

00:26:33: Ich glaube, fast ist das das erste Mal jetzt.

00:26:35: Auch das vielleicht nochmal ein Beleg für diese zunehmende Fragmentierung der Parteienlandschaft, oder?

00:26:43: Ja, durchaus.

00:26:44: Und in manchen kleineren Kommunen ist ja oft das Thema, dass die Parteien gar keine Kandidierenden mehr finden in Köln.

00:26:51: Ja, in der Großstadt ist es anders und vielleicht ist der Job halt auch für manche ganz attraktiv.

00:26:56: Also insofern dann auch eine gute Botschaft.

00:26:58: Ja.

00:26:59: Ich würde vielleicht noch mal auf die Grünen zurückkommen.

00:27:01: Die haben in NRW einen Schlag ins Konto bekommen.

00:27:04: Nur in den Unistätten sind sie richtig stark, darunter auch in Köln.

00:27:08: Sie stellen jetzt mit vierundzwanzig Prozent die stärkste Kraft im Rat.

00:27:11: Woran liegt das?

00:27:12: Also plattgesprochen am hohen Bildungsniveau und im Vergleichsweise junger Alter?

00:27:16: Das ist sicherlich ein relevanter Faktor.

00:27:19: Ich muss auch immer schauen, was sind dann die konkreten Themen in der Stadt?

00:27:27: Die Köln, zwei Themen, die sehr, sehr hervorstechen sind Wohnen und Verkehr.

00:27:32: Und ich denke zum Beispiel beim Thema Verkehr gehen viele davon aus, dass die Grünen dann eine hohe Kompetenz haben.

00:27:37: Wenn man mehr Radverkehr will, ÖPNV, vielleicht auch Fußverkehr.

00:27:41: In kleineren Kommunen ist zum Beispiel der ÖPNV jetzt ein viel geringeres Thema, weil eh fast alle mit dem Auto unterwegs sind im ländlichen Raum, aber auch in kleineren Städten.

00:27:52: Und auch so kann so ein Themen ... Unterschied vielleicht das ausmachen.

00:27:55: Ja, am September, am September, wird es in Köln ja dann nochmal spannend.

00:28:00: Von welcher Wahlbeteiligung gehen Sie dann eigentlich aus?

00:28:02: Das finde ich sehr, sehr schwer vorhersagbar.

00:28:06: Die Frage ist... Was passiert mit denen, die jemand anders gewählt haben?

00:28:10: Also mit denen, zum Beispiel von den Linken.

00:28:12: Fühlen die sich jetzt auch noch im Wahlkampf wirklich abgeholt?

00:28:15: Oder denken sie, ach, es macht eh nicht viel Unterschied.

00:28:17: Ich bleib zu Hause.

00:28:18: Was ist genauso, was mit denen von der Union oder auch von der AfD?

00:28:22: Ich find's sehr schwer vorhersehnbar.

00:28:24: Wenn Sie jetzt nochmal auf Ihr Buch gucken und die Muster, wo wir wählen.

00:28:29: haben wir jetzt schon mehrfach genannt.

00:28:31: Fühlen Sie sich da jetzt völlig bestätigt, wenn Sie auf die Wahl in Köln gucken oder sagen Sie, es gibt gewisse Dinge, die Sie dann noch überrascht haben?

00:28:37: Im Grundsatz fühle ich nicht bestätigt.

00:28:40: Was auch ein bisschen daran liegt, dass niemand von den Kandidierenden so stark gezogen hat.

00:28:45: Dadurch, ich denke mal, das, was ich im Buch beschreibe, die Wahlmuster, das bestimmt so ein bisschen die Startchancen.

00:28:52: die wir haben.

00:28:53: In der Kommunalwahl kann es aber auch sehr, sehr anders aussehen, als irgendwie die Staatschausen sind, weil einzelne Personen ja stark ziehen können.

00:29:00: Das war hier nicht der Fall.

00:29:02: Das heißt, die meisten Muster findet man schon.

00:29:05: Vielleicht gibt es ein paar Abweichungen hier und da, das relativ starke Abschneiden von den Grünen.

00:29:11: Vielleicht, was ich mich jetzt in den ersten Analysen so ein bisschen gefragt hat, wenn man anschaut, wie stark war an die Grünen bei der OB-Wahl versus bei der Ratswahl.

00:29:22: Vielleicht waren die Grünen jetzt ein bisschen, da hatten bei der OB den größeren Vorsprung in Nachbarschaften, die vergleichsweise migrantisch geprägt sind.

00:29:29: Ehrenfeld, Mühlheim, während Eimas in Sülz oder Braunfeld ähnlich oder vielleicht sogar hinter ihrem Ratsergebnis lag.

00:29:38: Also wir hätten sonst, würden wir insgesamt bei Bundestagswahlen schauen, hätten wir eher das Muster in migrantisch geprägten Stadtteilen, haben es die Grünen oft eher ein bisschen schwerer.

00:29:48: auch gegenüber SPD und Linken.

00:29:49: Vielleicht ist das jetzt mit der aktuellen Kandidatin Anlass ein neues Teilmuster.

00:29:53: Herr Hude, vielen Dank für die Einordnung der Wahl und für das Gespräch.

00:29:56: Vielen Dank auch dir, liebe Julia, dass du nach einer ziemlich kurzen Nacht Zeit hattest, im Studium zu kommen.

00:30:01: Du und deine Kolleginnen und Kollegen aus den Lokalredaktionen, also damit meine ich ja nicht nur Köln, sondern auch alle Lokalredaktionen rund um Köln, wo ja auch gewählt worden ist.

00:30:10: Ihr habt jetzt in den kommenden zwei Wochen bis zur Stichwahl noch richtig viel Arbeit.

00:30:15: Vor euch.

00:30:16: Ich weiß noch mal darauf hin, dass alle, die unter siebenundzwanzig Jahre alt sind, ein halbes Jahr KSDR Plus rund um die Wahl umsonst bekommen, gesponsert, dank der Sparkasse Köln Bonn und dem Kölner Staatsanzeiger.

00:30:28: Ich habe alle Infos dazu in den Show Notes verlinkt.

00:30:32: Danke fürs Kommen, Herr Hüde.

00:30:34: Vielen Dank für die Einladung.

00:30:35: Danke fürs Kommen, Julia.

00:30:36: Tschüss.

00:30:37: Vielen Dank auch an Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, dass Sie bis zum Ende der Folge dabei geblieben sind.

00:30:42: Wenn Sie dem Podcast Talk mit Karl Mögen Dann abonnieren Sie ihn gerne kostenfrei bei einer Plattform ihres Vertrauens, zum Beispiel Spotify oder Apple oder Deezer.

00:30:51: So verpassen Sie nämlich keine neue Folge.

00:30:53: Der nächste Talk erscheint wie immer Donnerstags um sieben Uhr morgens.

00:30:57: Machen Sie es gut bis dahin und ich freue mich, wenn Sie wieder

00:31:11: reinhören.

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